Als ich als Hamburgerin mit fränkischem Migrationshintergrund zum allerersten Mal Grünkohl probierte, brach ich – vorsichtig formuliert – nicht gerade in Begeisterungsstürme aus. Der Grünkohl: Stundenlang zu Tode geschmort. Die Kochwurst (oder Mettenden? Ich komm da heute noch nomenklaturmäßig durcheinander) zu fettig. Das Kasseler zu trocken. Und die Pinkel Wurst? Joa, lassen wir das. Aber die karamellisierten Kartoffeln, die fand ich lecker.
Dass man Grünkohl nicht zwingenderweise mit zwei Tonnen Fett zubreiten und bis zur grauen Unkenntlichkeit verschmurgeln lassen muss, stellte ich dann vor einigen Jahren in Kalifornien fest. Da war Kale schon the latest hot shit. Und deshalb gibt´s das liebsten Wintergemüse der Norddeutschen heute mal auf asiatische Art. Damit er sich nicht so alleine fühlt, der Grünkohl, bekommt er einen anderen Winterliebling an die Seite: Skrei. Den Winterkabeljau, ihr wisst schon. Der wird in alldem mariniert, was ich gerade am liebsten mag: Sake (Kochen mit Sake! warum hab ich das nicht früher schon gemacht!), einem ordentlichen Klecks heller Misopaste und Mirin.
Dazu gibt´s – Klassiker – eine homemade Miso Mayo, die ich auch zu Kohlrabi Pommes und zum hawaiianischen Thunfisch Salat schon serviert hab. Und Rettich. Eigentlich wollte ich Daikon haben, weil der milder schmeckt als unser deutscher Rettich. Gab´s aber nicht. Also gibt´s klassisch bayerischen Radi dazu. Passt auch.
Rezept für Miso-Mirin marinierten Skrei mit Grünkohl in Sake, Miso Mayonnaise und Rettich (als Hauptspeise für Zwei oder als Vorspeise für Vier)
Für den Skrei
300g Skrei ohne Haut
3 Esslöffel Sake
3 Esslöffel Mirin
2 Esslöffel helle Miso Paste
1 Esslöffel brauner Zucker
Den Skrei in vier Stücke teilen.
Alle restlichen Zutaten in einem kleinen Topf erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Etwas abkühlen lassen, dann über den Skrei gießen und mindestens 4 Stunden, am besten aber über Nacht marinieren.
Anschließend den Skrei aus der Marinade nehmen und in einer beschichteten Pfanne bei mittlerer Hitze 2-3 Minuten von jeder Seite braten. Er sollte innen noch glasig sein.
Die restliche Marinade bei hoher Hitze einkochen, bis die Konsistenz sirup-artig ist.
Für den Grünkohl
500g Grünkohl
50ml Sake
1 Esslöffel Sojasauce
Den Grünkohl waschen und die Stängel entfernen. In feine Streifen schneiden und mit den restlichen Zutaten in einen Topf geben. Bei mittlerer Hitze etwa fünf Minuten lang dünsten.
Zum Anrichten
50g weißer Rettich, in dünne Scheiben gehobelt
3 Esslöffel Miso Mayonnaise
2 Esslöffel Miso-Mirin-Sirup
Mit einem Pinsel einen dicken Strich Miso Mayo über den Teller ziehen. Die Rettich Scheibchen entlang der Linie anrichten. Fischstücke und Grünkohl in kleinen Nestern darauf setzen und alles mit etwas Miso-Mirin-Sirup nappieren.
Und wem das alles zu viel Chichi ist, der richtet einfach ganz simpel an: Rettich unten, darauf Grünkohl und den Skrei darauf setzen. Da ist dann auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Essen noch warm auf den Tisch kommt. Was mich zu der Frage bringt: Kann man IKEA Küchenlampen wohl zu Wärmelampen umfunktionieren? In meinem nächsten Leben hätte ich nicht nur gern eine Wärmeschublade, eine Wokmulde, ein Gaskochfeld, einen Dörrautomaten und einen Backofen mit Dampfgarer – sondern auch Wärmelampen. Das sollte doch einzurichten sein, liebes Schicksal. Oder?
Genießt den Tag.
Conny
5 Kommentare
Das sieht wie immer sehr gut aus und hört sich auch verdammt lecker an. Schöne Inspiration! :-)
LG Lars
Vielen Dank, lieber Lars!
Wow! Das klingt phänomenal! Ich habe eine Probier-Falsche Sake im Kühlschrank und bin noch unschlüssig, was ich damit alles anstellen könnte. Neben einem geilomat Drink, den ich mal in München samt Rezept kennengelernt hab, will ich natürlich auch damit kochen. Ich werde vermutlich den Grünkohl jetzt im April durch etwas anderes ersetzen. Oder vielleicht ne ganz neue Kombi testen. Mirin und Miso sind ja immer im Kühlschrank ;)
Hey, klingt einfach super! Sag mal, wie hast du den Miso-Mirin-Sirup gemacht?
Hallo Markus,
der Sirup wird aus der Marinade gekocht, siehe erster Teil des Rezepts.
Viel Spaß beim Nachkochen.
Conny