Rezepte

100 aus 2023. Mein total subjektiver Jahresrückblick.

31. Dezember 2023
Jahresrückblick 2023 Food

Ich wünsche dir ein 2023, auf das du im nächsten Rückblick zufrieden schauen kannst.

Nina

Diesen wunderbaren Satz von Nina las ich unter meinem letzten Jahresrückblick. Und oh boy!, was für ein Wunsch das war! Ich musste ein bisschen eine ganze Weile in mich hinein hören, um im ganzen üblichen höher-schneller-weiter-besser-Lärm in meinem Kopp die Stimme zu finden, die sagt: Hömma, Madame, nu mal Budda bei die Fische: 2023 war doch genau das! Ein Jahr, auf das zu dankbar und zufrieden schauen kannst. Ein Jahr, das nach dem gefühlten Stillstand in 2022 wieder Dinge in Bewegung gebracht hat. Ganz kurz hab ich überlegt, ob ihn überhaupt noch jemand lesen will, diesen Jahresrückblick – wo doch sonst hier kaum was los war aufm Blog. Then again… war da diese Stimme (ja, Simone, dich mein ich…), die mit leichtem Drängen konstatierte: Aber du schreibst doch wieder einen Rückblick, ja! Well – here we go!

Wenn ich in 2023 hinein fühle, dann ist es ist keine aufgeregte Head-over-Heels Begeisterung für ein Jahr, das weder im Großen (ach, Welt, da ganz besonders nicht), noch im Kleinen (der Mann hatte genug auszuhalten mit mir) ein glatter Durchmarsch war. Wie oft haben wir um Worte gerungen, waren sprachlos, wütend, traurig und frustriert. In unserer kleinen Welt. Und noch mehr mit Blick auf die Welt da draußen. Der Terror der Hamas macht mich genauso sprachlos wie das Leid der Zivilbevölkerung im nahen Osten. Der erstarkte Antisemitismus macht mich fassungslos, gerade und vor allem in Deutschland. Nie wieder ist jetzt!

Es war ein bewegendes und bewegtes Jahr. Noch nie haben sich die 100 Punkte auf meiner Liste so schnell gefüllt! Wir waren in Japan und der Lüneburger Heide. In Island und in Sankt Peter Ording. In Wien und in der Wachau. Und es hat eine ganze Zeit gebraucht, die vielen Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen zu verarbeiten. Von den 6.000 Bildern (in Worten: sechstausend!) aus Japan, die noch komplett unangetastet auf unserem Server hier liegen, wollen wir lieber gar nicht erst anfangen… Aber hey, mit den Island Bildern (waren ja auch nur 2.000) bin ich durch!

Und auch im Innen hat sich was getan. Natürlich nicht so viel, wie es mir lieb wäre (und seien wir mal ehrlich, den einzigen Wunsch aus dem letzten Jahr, nämlich in 2023 etwas netter, wohlwollender und verzeihender zu sein, hab ich grandios versemmelt!) – aber manchmal ist´s ja so, dass man die Veränderung nicht sieht, wenn man mitten drin steckt. Und wie durch ein Wunder ist sie in der Rückschau dann trotzdem da!

Jahresrückblick 2023 Island

Darling, count progress, not perfection. Because perfection does not exist.

Ein Satz, den ich mir eigentlich tätowieren lassen sollte! Denn genau darum geht´s doch. Nich immer vor lauter Perfektionsstreben das aus den Augen zu verlieren, was wirklich zählt: Dass wir uns alle schon ganz schön anstrengen. Dass wir das geben, was wir gerade zu geben in der Lage sind. Und das muss verflixt noch mal nicht immer “das Beste” sein. Ich hab dieses ganze “werd-die-beste-Version-deiner-Selbst”- Gelaber auf Social Media und anderswo so dermaßen über. Diesen Selbstoptimierungs-Wolf im Positivity-Schafspelz!

Ich pfeif drauf, die beste Version meiner Selbst zu werden. Ich möchte die Version werden, die mich selbst glücklich macht. Und die inkludiert halt Kohlenhydrate, Wein und eine ordentliche Portion Garstigkeit. Sorrynotsorry. Denn sie inkludiert auch absolute Verlässlichkeit, fast so viel Humor wie Garstigkeit, Großzügigkeit und Lebensfreude.

Sheep Waterfall, Jahresrückblick 2023

Stop hating yourself for everything you are not. Start loving yourself for all you already are.

Und das heißt nicht, dass man nicht manchmal auch dahin gehen muss, wo´s weh tut. Das heißt nicht, dass man auf einmal alle seine Macken und Makel töfte finden soll. Das heißt nur, dass es sehr, sehr gut tut, mal den Blick neu zu justieren. Die Defizitorientierung, die so vielen von uns so sehr zur Gewohnheit geworden ist, einfach mal zu verlassen. Du kannst das lieben, was du schon alles bist. Und trotzdem an dem arbeiten, was du doof findest. Du darfst dich mögen, auch wenn du nicht perfekt bist. Du darfst dich mögen, obwohl du nicht perfekt bist!

War sonst noch was? Ach ja. Das.

Gelernt.

1. In Japan zahlt man mit Bargeld. Auch an Automaten.

2. Wind kann einen tatsächlich von den Füßen holen. Zumindest, wenn er mit Windgeschwindigkeiten von 130 km/h weht. Auf allen Vieren am Latrabjarg zum Auto zurück kriechen gehört definitiv zu den ungewöhnlichsten Erlebnissen meines Jahres. Humbling würden es die Engländer nennen.

3. Auf öffentlichen Toiletten in Japan gibt´s keine Handtücher. Okay, dafür sind die Klobrillen beheizt, Toilettendeckel gehen gerne mal von selbst auf, sobald man den Raum betritt und manche Toiletten spielen sogar automatisch Musik, damit man die Pipi-Geräusche nebenan nicht hört. Wer braucht da schon Handtücher?

4. Mit Menschenmassen tu ich mich von Jahr zu Jahr schwerer. Auch dann, wenn es die Menschenmassen an wunderschönen Orten, wie dem Kiyomizu-Dera Tempel oder dem Fushimi-Inari Shrine in Kyoto sind. Im Morgengrauen schon an den beliebtesten Tempeln sein hilft.

5. Die fröhliche, ausgeglichene, lustige, extravertierte, unternehmungslustige, empathische, fürsorgliche, motivierende Conny gibt´s nicht ohne die misantrophische, wütende, ungeduldige, aufbrausende, pessimistische, menschenvermeidende Conny. A-Seite und B-Seite derselben Single. Ich arbeite weiterhin dran, dass die B-Seite seltener gespielt wird.

6. Manches erstmal negativ zu sehen und dann dankbar für das Positive zu sein, das ist mein ganz persönlicher Coping Mechanism.

7. Mit einer eitrigen Infektion am Nagelbett ist nicht zu spaßen. Und mit Nägeln, die sich komplett ablösen auch nicht. Grüße gehen raus an meinen Hausarzt, der mich so ordentlich zusammen gestaucht hat, wie das sonst nur Mama früher konnte.

8. Es ist okay, zu fühlen, was ich fühle. Andere fühlen was anderes. Und das ist auch okay.

9. Rehe können so verfressen wie Labradore sein. Also zumindest die Rehe, die man an jeder Straßen- bzw. Tempelecke in Nara trifft und die man mit Rehkeksen (gibt´s in Nara Park an einem guten Dutzend Verkaufsständen) füttern darf. Im Gegensatz zu ihren Verwandten auf Miyajima, die nicht gefüttert werden dürfen. Und das offensichtlich überaus doof finden.

10. Manche Träume zerplatzen leise.

Geliebt.

11. Jeden einzelnen Abend mit meinen Dinnerclub Ladies. Vor ziemlich genau einem Jahr beschlossen vier Frauen, die gerne essen, genau das einmal im Monat zu tun. Die Restaurants wechseln (die Qualität zum Glück nicht so sehr, wir haben meistens richtig gut gegessen!)– die Runde bleibt gleich. Und so gehören die Abende mit Simone, Sarah und Bianca zu den schönsten des Monats. Danke, dass es euch in meinem Leben gibt, ihr talentierten, tollen, lustigen, klugen Frauen. Ich freu mich schon auf weitere 12 Dinner Dates!

12. Die unfassbar anstrengende Blaze Session mit der einzig wahren Lieblingsmoni.

13. Die Tempelanlagen von Nikko.

14. Das späte Frühstück im Sonnenschein auf der Terrasse der Hendl-Fischerei am Berg in Leogang.

15. Die Angry Girl Bilder von Yoshitomo Nara in der Albertina modern in Wien.

16. Die japanischen Alpen mit ihren traditionellen Dörfern wie Magome-Juku, dem Museumsdorf von Shirakawa-Go und der zauberhaften Altstadt von Takayama (und da nicht zuletzt unser Hotel, The Machiya Takayama). Durch Zufall haben wir da noch einen halben Tag des traditionellen Autumn Festivals erlebt. Trotz Regen eine ganz besondere Erfahrung.

17. Meine neue Gallery Wall mit sieben unserer liebsten Islandfotos im Wohnzimmer. Puffin inklusive. Ich hab dieses Jahr aus Gründen zum ersten Mal bei WhiteWall bestellt und bin sehr happy mit der Qualität von Fotos, Fotobüchern und Kalendern.

18. Die Nacht in der Panorama Glass Lodge. Bei Platzregen im Hot Pot planschen, bei Sturm in der verglasten Sauna sitzen und in die magische Landschaft schauen, Creamy Shrimp Pasta kochen und anschließend mit einem Glas Wein ins Bett kuscheln und dieses Gefühl von Einsamkeit und unmittelbarer Natur genießen.

19. Yanaka, das alte Tokio. Nicht, dass ich den Rest von Tokio nicht geliebt hätte – aber der Vibe in Yanaka ist nochmal anders. Ruhiger, langsamer und viel weniger Touristen. Und dazu: Bäckereien und Coffee Joints, die man eher in Copenhagen vermuten würde.

20. Endlich das Gin Tonic Date aus dem letzten Jahr nachgeholt! Okay, und Dinner bei Alexander Hermann. Wobei der anschließende Blick auf die Burg fast noch schöner war.

Gereist.

21. Japan. Finally! Drei Jahre, nachdem so ne olle Pandemie unsere Reiseplanungen über den Haufen geworfen hat, ging es endlich los. Tokio, Nikko, Mount Fuji, Kiso Valley mit Naraj-juku, Tsumago und Magome-juku, Takayama, Shirakawa-Go, Kyoto, Osaka, Hiroshima, Miyajima – und wieder zurück nach Tokio. Was für ein Land!

22. Island. Ich wollte Puffins und Lupinen. Bekommen hab ich 9 Tage Dauerregen. Na gut, und einen Puffin und das einzig blühende Lupinenfeld (Südhang, windgeschützt, warm) des Landes. Alles richtig gemacht, würd ich sagen. Spaß beiseite, bitte reist nicht im Mai nach Island. Es ist zu spät für Nordlichter und Eishöhlen und zu früh für frisches Grün und Lupinen. Die Straßen im Hochland sind noch zu und die Chance auf mieses Wetter verdammt hoch.

23. Copenhagen. Gibt´s was Schöneres als ein Sommerwochenende in Copenhagen?

24. Leogang. Endlich wieder Skifahren! Das Skigebiet von Saalbach-Hinterglemm-Leogang lieb ich sehr, die vielen Hütten auch, aber nächstes Mal will wieder da übernachten, wo man zu drittklassigen Liedern auf den Bänken tanzen kann!

25. Bukarest. Hin da, ins Paris des Ostens!

26. Wachau, Österreich. Das Donautal zwischen Krems und Melk ist nicht nur landschaftlich wunderschön mit seinen vielen Burgen, prunkvollen Klöstern und pittoresken Dörfern, es ist auch Heimat des Marillenknödels (und natürlich hab ich in jedem Orte einen gegessen. Mindestens einen.) und großartiger Weine. Siehe 73. Zu meinen schönsten Wachau-Erinnerungen gehört der Weitblick von der Burgruine Hinterhaus, der Abend unter Apfelbäumen im Garten vom Gasthaus Loibnerhof – und das großartige Essen in großartiger Runde unterm Kastanienbaum im Landhaus Bacher.

27. Nürnberg. So gern ich vor 29 Jahren da weg bin, so gern fahr ich da mittlerweile wieder hin.

28. Wien. Und zum ersten Mal in der Albertina modern gewesen. Wegen – ihr ahnt es! – Regen.

29. Berlin. Zweitlieblingsstadt. Dieses Jahr leider nicht so oft da gewesen.

30. Sankt Peter Ording an einem wunderschönen Frühsommertag. Nach einem Bad in der reichlich kalten Nordsee gab´s ein großes Gewächs aus 2010 (Ganz Horn im Sonnenschein von Rebholz) im Glas, Sonne auf der Nase und Austern auf die Hand. Dazu bezaubernden Service und später noch ein Eis im Salt & Silver am Meer.

Gegessen.

31. Unagi (gegrillten Aal) bei Sushi Ichi, einem unscheinbaren, kleinen Sushi Restaurant in Nara, Japan. Als ich reinkam, wär ich am liebsten gleich wieder rückwärts raus. Der Charme von Neonröhren, statt Platz am Tresen nur noch einer am niedrigen Tisch (der Gatte liebt es, mit verknoteten Beinen im Schneidersitz zu essen. Nicht.), Kellner in Gummistiefeln und ein grumpy aussehender älterer Herr, der uns misstrauisch musterte. Selbstredend waren wir die einzigen Gajins (westliche Ausländer) im Raum. Aber holy smokes, das Sushi war sensationell, und der Unagi der Beste, den wir in drei Wochen Japan zwischen die Stäbchen bekommen haben. Und am Ende des Abends waren wir dann auch ziemlich beste Freunde mit Mr. Grumpy.

32. Lobster Soup bei Bryggjan in Grindavik. Traditionell das Erste, was wir in Island essen. Refill inklusive. Und ich bin sehr dankbar, das Grindavik vom jüngsten Vulkanausbruch auf der Reykjanes Halbinsel verschont geblieben ist.

33. Meinen allerersten Burger vom Gasoline Grill in Copenhagen. Geiler Scheiß.

34. Hida Beef. In Takayama, dem Tor zu den japanischen Alpen, ist es allgegenwärtig: Hida Beef. Es gibt Hida Beef Kroketten und Hida Beef Sushi in kleinen Foodstalls an der Straße, es gibt Hida Ramen Läden, Hida Yakitori – und eine erkleckliche Anzahl an Yakinikus. Yakiniku, das heißt “gegrilltes Fleisch” – und genau das macht man da. Man sitzt gemütlich um einen im Tisch eingelassenen Gas- oder Elektrogrill (<- Gas macht mehr Spaß) und grillt kleine Tranchen vom berühmten Hida Beef selbst. Wenn, nun ja, wenn man vorher lang genug angestanden hat, um einen Tisch zu ergattern. Siehe Punkt 53.

Aber zurück zum Hida Gyu, dem Fleisch des japanischen Schwarzrinds, das nur dann Hida Gyu heißen darf, wenn es innerhalb der Präfektur länger als 14 Monate auf den Weiden stand. Wie sein im Ausland deutlich bekannterer Verwandter, das Kobe Rind, ist also auch das Hida Rind ein Wagyu – und von mindestens gleicher (wenn nicht vielleicht sogar einen Tick besserer) Fleischqualität. Nachdem wir anlässlich unseres ersten geteilten Yakitori-Spießchens am Straßenrand glückseelig geseufzt haben, war klar: Das wollen wir nochmal! Und so haben wir geduldig 75 Minuten auf einen Tisch bei Hidagyu Maruaki gewartet, bevor wir dann mit einer Platte unterschiedlichsten Cuts vom Hida Rind, einer Schale Gemüse und einem Asahi Bier sehr glücklich am kleinen Gasgrill saßen. Knaller, dieses Fleisch!

35. Ein umwerfend dekadentes Eiscreme Sundae mit flamed Marshmellow Creme. Gegessen im Omnom Chocolate Icecream Shop in Reykjavik.

36. Kohada. Auf deutsch: Gefleckter Pazifikhering. Klingt nicht so schön, wie das, was Chef Ookawara sagte: “If tuna is the king of fish, Kohada is the queen.” Wie recht er hat! Und bleibt Kohada für immer in Erinnerung als einer der besten Fische, den ich je als Sashimi essen durfte.

37. Ramen bei Ramen Nagi. Tonkotsu-Brühe (also vom Schwein) und Sardinen machen sie besonders. Besonders ist auch die ganze Experience: Pünktlich zur Ladenöffnung um 17 Uhr da sein, in die Schlange zwischen zwei Häuserfronten stellen (nix für Klaustrophobiker, I tell you), dann irgendwann die rote Treppe hoch zum Restaurant klettern, ein paar 1.000 Yen Scheine in den Automaten stecken, die gewünschte Nudelsuppe auswählen, den Bon aus dem Automaten entgegen nehmen und dem netten Herren in die Hand drücken, der direkt neben dem Automaten steht – und dann einen Platz am Tresen suchen. Tadaa, keine 10 Minuten später stehen zwei dampfende Schalen köstlichster Ramen und zwei Asahi vor uns. Nach dem Essen steht man in Japan übrigens auf und geht. Alles andere gilt als ausgesprochen unhöflich. Ebenso unhöflich ist es, Trinkgeld zu geben.

38. Soy braised pork & Egg bei Manzara Honten, einem zauberhaften kleinen Izakaya in unserer Hood in Kyoto. So gut, dass wir es gleich nochmal bestellt haben.

39. Yuzu Miso Törtchen. Die Yuzus dafür hab ich aus Japan mitgebracht, das Miso auch. Muss also erst wieder nach Japan, um diese ziemlich köstlichen Törtchen nochmal machen zu können.

40. Verkohlter Spitzkohl, Räucheraal, kandierte Trauben und Sauce Mignonette im Landhaus Bacher in Mautern an der Donau.

Glücksgefühle.

41. Der frühe Abend mit dem Mann und einer Dose Einstök Pale Ale auf den Stufen vor Gil´s Guesthouse in Búðardalur, einem winzigen Ort am Eingang zu Islands Westfjorden. Unser Zimmer hätte simpler nicht sein können. Und ich hätte glücklicher nicht sein können.

42. In einer japanischen Bäckerei Pizza-Teilchen kaufen und sie dann auf einer Bank in der Sonne sitzend verputzen und dabei auf den Mount Fuji schauen.

43. Múlagljúfur Canyon am Ende der Wanderung. Diese Landschaft. Diese Wasserfälle. Dieses Grün. Wie Mittelerde. Nur viel, viel schöner.

44. Durch Weinberge wandern.

45. Sonnenuntergang an der Chureito Pagoda mit Blick auf den Mount Fuji.

46. An einem Sommernachmittag mit einem Glas Natural Wine bei Ved Stranden in Copenhagen sitzen und in die Sonne blinzeln.

47. Durch Zufall einen geothermalen Strand in den Westfjorden gefunden und direkt in die Produktionsstätte von Saltverk gestolpert. Mittels geothermaler Energie wird hier Salzwasser verdampft und reines Meersalz gewonnen. Besonders die Variante mit Seaweed hat es mir angetan und so stehen Saltverk Salze jetzt nicht nur in Küchen von Restaurants wie Noma, Relae oder den Jungs von der Hart Bageri – sondern auch bei uns zu Hause. Solche Zufallsfunde machen die OCD-Planungs-Perfektionistin in mir erstaunlich glücklich – sind sie doch genau das nicht: Planbar.

48. Auf der Kaimauer sitzen und auf das berühmte floating Torii vom Itsukushima Shrine auf Miyajima Island schauen.

49. In absoluter Stille im Sessellift der Asitz Gipfelbahn sitzen und den Schnee in der Sonne glitzern sehen.

50. Puffins! Ich habe Puffins gesehen! Am Latrabjarg, den berühmten Vogelfelsen in den isländischen Westfjorden. Beim dritten Mal (eine Stunde pro Richtung mit 30km/h im isländischen Schmuddelsturm über unbefestigte Gravel Roads knattern. Man muss schon sehr viel Sehnsucht nach diesen niedlichen Papageitauchern haben, damit man das ganze sechs Mal macht.) haben wir sie dann endlich gesehen. Gänsehautmomente. Nicht nur wegen des eisigen Winds.

Traurig, frustriert & gescheitert

51. Das Mai-Wetter in Island war ein einziges Desaster. Von 10 Tagen vor Ort hatten 9 Tage Dauerregen. Ja, Regen ist normal in Island. Aber nicht 96 Stunden Regen am Stück!

Ich tröste mich mit der alten Fotografenweisheit: Bad weather makes good photos.

52. Die Deutsche Bahn. Gab es diese Jahr irgendeine Verbindung, die pünktlich war? I doubt it.

53. Schlange stehen is a thing in Japan. Und ich gestehe: Es hat mich ordentlich genervt, ständig warten zu müssen. Egal ob auf einen Platz in Restaurant oder Ramen-Laden ob Einlass in einen Shinto-Tempel oder in einen Konsum-Tempel, vulgo Issey Miyake. Nun ja, wenigstens auf den Shinkansen muss man nicht warten. Denn im Gegensatz zum deutschen ICE ist der in den allermeisten Fällen auf die Minute pünktlich.

54. Emotional großzügig, gelassen, zugewandt und freundlich sein. Es fühlt sich wie ein riesengroßes Versagen an, das einfach nicht auf die Kette zu kriegen. Then again: Siehe 5.

55. Eine klitzekleine Blase am kleinen Zeh vom rechten Fuß ist erst aufgeplatzt und hat sich dann – vermutlich durch E.coli Bakterien in einem Hotpot – so dolle entzündet, dass ich mich in Island nur humpelnd fortbewegen konnte. Zum Glück hatten wir in Vik (Reifenpanne sei Dank!) noch etwas Zeit, die ich damit verbracht hab, mir einen Jahresvorrat Compeed sowie für ein kleines Vermögen neue Wanderschuhe mit mehr Platz für den wehen Zeh zu kaufen. So richtig viel Spaß machen Humpel-Hikes mit ordentlich Schmerzen bei jedem Schritt nicht, das hab ich ausführlichst für euch getestet.

56. Ich vermisse Unbeschwertheit & Leichtigkeit.

57. Der Sagano Romantic Train ist nicht halb so romantisch, wie der Name andeutet. Eine der wenigen völlig überflüssigen Erfahrungen unserer Japan Reise.

58. Toxische Positivität is a thing. Es gibt wenig, was mich so dermaßen aggressiv macht, wie völlig übertriebener Optimismus, Manifestationsblabla, Sätze wie “Du musst das einfach mal positiv sehen” oder “Dir fehlt nur die richtige Einstellung” sowie der krampfhafte Versuch, alles und jedem etwas vermeintlich Positives abzugewinnen.

59. Das Haco in Hamburg ist seit Sommer Geschichte. Und das macht mich immer noch traurig. Mach was Neues. Hörst du, Björn?!

60. Drei Reifenpannen in zehn Tagen. Das muss man erstmal schaffen. Haben wir. In Island. Easypeasy.

Restaurants & Bars

61. Legler´s, Hamburg. Max kocht eine wunderbare Bistroküche mit französischem Einschlag und allerbesten Zutaten (die hausgemachte Pasta mit Krustentieren! Das Sashimi vom Zander mit Stachelbeer Ponzu und brauner Butter!). Ohne Schnickschnack, dafür mit ganz viel Geschmack. Dazu Jörg als Gastgeber, einen Sbagliato und eine Flasche gelben Muskateller – mehr braucht´s nicht zum Glücklichsein!

62. Landhaus Bacher, Mautern an der Donau. Eines der besten Restaurants Österreichs. Hier wird klassisch aber nicht konservativ gekocht. Aromen dürfen komplex, aber nicht kompliziert sein. Die Küche ist im allerbesten Sinne zugänglich – und jeder einzelne Gang (die Saucen! Himmlisch!) war einfach nur fingerlickin´ köstlich.

63. Land Bar Artisan, Tokio. Noch so ein Hidden Place. Versteckt im 4. Stock einer gesichtslosen kleinen Mall in Shimbashi. Kein Schild, keine Karte. Aber ein Barkeeper, der aus besten Spirits, Kräutern und frischen Früchten sensationelle bespoke Drinks kreiert.

64. Tigre, Hamburg. Rummelig-bunt und immer proppenvoller Lieblingsmexikaner. Einfach die Karte rauf und runter bestellen und glücklich ein. “Alle kalten und alle warmen Tapas, bitte und dazu 6 Pisco Sour” ist im Tigre immer eine gute Idee.

65. Kiyama, Kyoto. Hier gibt es die traditionelle Hochküche Japans, Kaiseki genannt. Michelin Stern inklusive. Kein Place to be für Content Creators, denn Essen fotografieren darf man hier nicht. Mit Parfum kommen auch nicht.

66. Jing Jing, Bangkok (ach nee, schmeckt nur so!) Hamburg. Sowohl in der Kategorie “Restaurant”, als auch in der Kategorie “Bar” ein absoluter Lieblingsladen. Das Pad Kra Pao ist to die for. Und zwar wortwörtlich, wenn man den Fehler macht und “original scharf” bestellt. Espresso Martini oder Lorenas Special Drink mit Vanille und Passionsfrucht helfen dann, den größten Schmerz zu überwinden.

67. Tazzi Pizza, Hamburg. Lieblingspizza. Vor allem die mit Nduja, dieser scharfen, würzig-pikanten italienischen Rohwurst.

68. Pizza Studio Tamaki, Tokio. Ja, an Tag 20 von 21 haben wir wood fired Pizza gegessen. Und zwar eine drei richtig gute!

69. Lakeside, Hamburg. Unerwartet großartig und daher die wahrscheinlich beste Fine Dining Experience des Jahres.

70. Sushi Okawara, Ginza, Tokio. Vielleicht eines der besten Sushi Restaurants der Stadt – auf jeden Fall aber das beste, das wir besucht haben. So gut, dass wir am Ende unserer Japan-Reise gleich ein zweites Mal hin sind. Die größte Herausforderung: Den Eingang im 2. Stock eines Bürogebäudes in Ginza zu finden – denn Schilder, womöglich noch auf Englisch, gibt es hier nicht. Chef Yoshitomo Ookawara zaubert Abend für Abend Omakase vom Allerfeinsten. Bis bis zu 8 Gäste können an seinem Tresen Platz nehmen – wir waren beide Male die einzigen Gajins.

Das Menü startet mit einem Weißfisch Sashimi, frisch geriebenem Wasabi und Seaweed. Es folgen geräucherter Katsuo (Bonito) mit frischem Ingwer, Mönchsfisch Leber (die übrigens als Foie Gras der Meere gilt), Tintenfisch, Tataki vom Otoro (das ist der fette Unterbauch vom Thunfisch) mit Daikon, Kohada (gefleckter Pazifikhering, der vielleicht beste Fisch, den ich je gegessen habe), Otoro als Sashimi, Horse Mackerel, Toro (das magere Filet vom Thunfisch), Uni (Seeigel) & Ikura (Lachsrogen), eine umwerfend gute süße Garnele, Unagi (gegrillter Aal) – und zu guter Letzt die obligatorische Miso Suppe. Dazu trinkt man Bier und Sake (bei letzterem darf man sich zu jedem neuen Sake ein neues Trinkgefäß aus Keramik aussuchen) und bewundert die Geschicklichkeit des Meisters am Tresen.

Drinks & Booze

71. Haardter Herzog, Riesling, von Winning. Druckvoller Riesling mit viel Schmelz. Bähm.

72. Der Coffee Negroni in der Bar Nayuta in Osaka. Ein Speakeasy, versteckt in einem unscheinbaren Bürogebäude. Kein Schild weist darauf hin, dass sich hinter der niedrigen Tür (ein bisschen wie bei Alice im Wunderland, Kopf einziehen hilft.), eine der besten Bars der Stadt (wenn nicht des ganzen Landes!) verbirgt.

73. Gelber Muskateller Loibner Smaragd von Emmerich Knoll, Wachau. Heiner Lobenberg sagt: Einer der besten gelben Muskateller Österreichs. Und was soll ich sagen? Ich glaub, der Mann hat Recht!

74. Sake. Wobei Sake nicht gleich Sake ist – ich von Sake aber immer noch ungleich weniger Ahnung habe als von Wein. Das Sake-Tasting in einer Brauerei in Takayama an einem komplett verregneten Nachmittag gehört zu meinen liebsten Erinnerungen. Eine allerletzte Flasche prämierter Sake steht noch im Kühlschrank und wartet auf den richtigen Moment, geöffnet zu werden.

75. The Golden Guy im SG Club in Tokio. Noch so eine umwerfend gute Bar, die auf der Pellegrino World´s 50 Best Liste steht. The Golden Guy besteht aus Shochu (japanischer Branntwein), Yuzu, Shiso und Plum Salt. Der Gatte hatte einen Parmigiano Sour, der auch so fancy wie fabelhaft war!

76. Escheburg Riesling von Immich Batterieberg.

77. Skinny Bitch. Wodka, Wasser, ein Spritzer Limettensaft. Und danach geht´s weiter mit Punkt 93.

78. Ki No Bi Gin aus Kyoto. Der klassische Kyoto dry wird mit Botanicals wie Yuzu, Shiso, Shansho-Pfeffer und Ingwer destilliert. Großartig! Gab´s direkt in der Destille, die passenderweise “House of Kinobi” heißt. Oder auch in der Bar Ixey in Kyotos Amüsierviertel Gion – eine weitere ausgesprochen großartige Bar.

79. Der Seaweed Brennivin bei Bjargarstein Mathús in Grundafjördur, einem unserer Lieblingsrestaurants in Island. Die zauberhafte junge Frau, die uns bedient hat, hat uns mit einem ehrlichen Lächeln für komplett bekloppt erklärt, weil wir explizit nach diesem homemade Aufgesetzten verlangt haben. Den trinken da nämlich nur die ganz Alten. Naja. Und wir.

80. U500 Riesling, von Winning. Groß, ganz groß.

Dankbar

81. Dem Lieblingsmann. Dafür, dass er mich aushält an Tagen, an denen ich mich kaum aushalten kann. Und dafür, dass er mich an allen anderen Tagen liebt.

82. Guter Schlaf. Wer hier schon länger liest, der weiß, wie dankbar ich dafür bin. Und nein, ich hab keine Ahnung, warum ich in den letzten 6 Monaten wieder gut schlafe. Es sind weder CBD noch Ashwagandha im Spiel, kein GABA, keine warme Milch mit Honig, kein L-Tryptophan, kein Alkohol, kein Baldrian und kein Melatonin. Ich hinterfrage nicht. Sondern genieße.

83. Google Maps und Google Translate. Ersteres hat uns davor bewahrt, uns hoffnungslos im Netz der Tokioter U-, S-, und sonstigen Bahnen zu verangen. Letzteres hat uns davor bewahrt, versehentlich Schweine-Uterus zum Abendbrot zu bestellen.

84. Altersvorsorge neu strukturiert. Dank Anna und Eddy von den Lazy Investors.

85. Für den Frieden, in dem ich leben darf. Besonders nachdenklich gemacht hat mich Blick auf den Atomic Bomb Dome in Hiroshima – nur wenige Tage nach dem entsetzlichen Terrorangriff der Hamas auf die Menschen in Israel.  6. August 1945 um 8:15 Uhr wurde das Gebäude durch den ersten Atombombenabwurf der Welt zerstört und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Alle Personen im Gebäude waren auf der Stelle tot. Da der Druck der Explosion von oben kam, konnte ein Teil der Mauer dem Einsturz entgehen. Das Gebäude wurde wegen seines charakteristischen Stahlrahmens Atomic Bomb Dome genannt und ist heute UNESCO Welterbe und Mahnmal für den Frieden.

86. Für Eiersalat.

87. Dass die Nägel am Daumen und Zeigefinger meiner rechten Hand nach Monaten dann doch wieder nachgewachsen sind. Unendlich dankbar!

88. Für fünf Jahre Saint Brand. Für alle unsere Kunden. Für mein Team. Für unser tolles Netzwerk an Freelancer*innen. Für alle Regisseure, Kameraleute, Fotografen, Produktionshäuser, Tonstudios und Animationskünstler, mit denen wir in den letzten 5 Jahren wirklich großartige Kampagnen entwickeln und umsetzen durften, die Kunden helfen, Business-Herausforderungen zu lösen. Für dich, Lieblingsandré.

89. Nachts aus dem Jing Jing raus und in ein Winterwonderland rein stolpern. Gibt´s ein schöneres Geräusch, als frisch gefallenen Neuschnee unter den Schuhen High Heels knirschen zu hören?

90. Für alle meine Lieblingsmenschen. Für Abende und ganze Tage (das Osterbrunch! Legendär!) mit Freunden, für die Videocalls mit Kommilitoninnen aus Uni-Tagen, für Telefonate mit Mama und für alle herrlich bitterbösen WhatsApps mit den tollen Frauen in meinem Leben. Ich hab euch alle lieb. Und würde euch nicht mal für Steine eintauschen.

Und sonst so?

91. Der Tokioter ÖPNV. Glorious! Alles pünktlich. Alles höflich. Alles sauber. Alles top. Dasselbe gilt für die berühmten Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen.

92. Pinke Haare. Eine ganze Woche lang hatte ich knallpinke Haare. Und frage mich immer noch, ob das schon in die Kategorie “Je oller, je doller” fällt.

93. Mehrfach zu 90er Jahre Grunge getanzt.

94. Ein Jahr lang habe ich Woche für Woche aufgeschrieben, was mich diese Woche happy gemacht hat. Nein, da ging´s nicht um die großen Glücksgefühle, sondern um diese kleinen Momente, in denen das Herz kurz hüpft und du unwillkürlich lächeln musst. Weil du merkst, wie schön es sein kann, das Leben. Und wenn ich einen einzigen Vorsatz fürs neue Jahr hab, dann ist es, sie fortzuschreiben, meine kleine Happiness Liste.

95. Fermentierter Pfeffer. Entdeckt auf einem Farmer´s Market in Tokio. Knaller!

96. Drölfzig Sorten japanisches Miso von Honda Miso Honten, dieser zauberhaften Miso Brauerei in Kyoto – und ein paar aus Takayama. Die wandern hier gerade in alles. Ins Gemüse, in Salatdressings, in Keksteige, in Butter, auf Pasta, in Eis, in Schokosauce und in Törtchen.

97. Mit Flow, der 30 Tage Yoga Journey von Yoga with Adrienne ins neue Jahr gestartet und durchgehalten. Das mach ich 2024 auch wieder!

98. Charles und Camilla waren da! Und ja, ich stand an der Straße und hab gewunken.

99. Kunst. Ich habe Kunst ersteigert. Und zwar eine Edeka-Frau von Kristina Fiand.

100. Danke für dich. Ja, genau dich. Danke fürs Lesen. Fürs Hiersein. Für dich.

Thank you for all your lessens, 2023, it´s a wrap then. And so another adventure begins…

Das war er, mein mittlerweile fünfter Jahresrückblick. Und auch, wenn ich Vorsätze sonst doof find, dann hab ich doch wenigstens diesen einen: Was auch immer mit dem Blog passiert – der Jahresrückblick bleibt.

Tschüß, 2023, du warst eins von den Guten! Hallo 2024, ich bin bereit für dich.

Kommt gut ins neue Jahr. Wir lesen uns drüben.

Conny

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1 Kommentar

  • Antworten Bianca Matthée 1. Januar 2024 at 19:31

    Krass Conny, was du alles erlebt hast! Ja lass deinen Blog leben und schreibe weiterhin solche Rückblicke ♥️ soviele Punkte durfte ich miterleben, zumindest in Erzählungen! So schön, dass es dich gibt und bleibe genauso wie du bist! Wie schön, dass uns das Leben irgendwie dieses Jahr noch näher zusammengebracht hat! Dabei denke ich noch an die Messe auf der ich vor vielen Jahren schon so einen grandiosen Tag mit dir hatte! Ich freu mich auf 2024 mit dir!

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