Da isser wieder. Mein total subjektiver Jahresrückblick. Mit 100 Dingen, die ich in 2022 auf die ein oder andere Art verdauen durfte. Entweder bildlich gesprochen. Oder tatsächlich. Denn neben allem Persönlichen ist natürlich auch wieder die ein oder andere kulinarische Erinnerung dabei.
Ich bin spät dran, denn das Jahr 2022 ist in diesem Moment schon seit vierzehn Stunden und sechsundfünfzig Minuten vorbei. Die Zeit rast. Und ich komm nicht mehr so richtig hinterher. “Kinder, wie die Zeit vergeht!” hat meine Oma immer gesagt. Verstehen kann ich das erst jetzt. Je älter ich werde, desto mehr scheint die Zeit zu fliegen. Tage werden zu Wochen werden zu Monaten und schwupps ist wieder ein Jahr vorbei.
Ein Jahr, das in meiner Wahrnehmung gerade ein merkwürdig schwebendes Zwischenjahr ist in meiner kleinen Welt. Die Welt im Großen ist aus den Fugen, immer noch und immer mehr. Wir schlittern von einer existenziellen Krise in die nächste, gerade möchte man sich wenigstens ein klein wenig freuen, dass die Pandemie ihren größten Schrecken verloren hat, da überfällt der gefährliche Dreckswirrkopf aus dem Kreml die Ukraine. Krieg in Europa. Krieg anderswo. Hass und Hetze an allen Fronten. Klimawandel. Armut. Die männlichen Relikte aus einer längst vergangenen Zeit bei FIFA und anderswo. Die mutigen Frauen im Iran. Inflation. Lieferketten und Preisgefüge im Arsch (pardon my French), die Diskussionskultur eh, und so bleibt das Gefühl, sich zu Hause einmummeln zu wollen oder am besten gleich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen (ich liebe es, mir ab und an einen ganzen Tag lang die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und heile Welt in meiner eigenen kleinen Blase zu spielen). Cocooning hieß das mal so hübsch in den Neunzigern. Oder modernes Biedermeier, was weniger hübsch klingt.
Fürchte dich nicht vor Veränderung. Fürchte dich vor dem Stillstand.
Das hat Laotse gesagt, und der muss es ja wissen. Oder? Während sich um mich herum gerade alle in scheinbar atemberaubender Geschwindigkeit weiter entwickeln, hab ich das Gefühl, ich trete auf der Stelle. Das Jahr 2022 war kein Jahr der Weiterentwicklung im Außen. Und so wie es sich gerade anfühlt, auch nicht so richtig im Innen (Spoiler-Alarm: Stimmt nicht). Nichts Neues gelernt. Keine aufregenden neuen Orte bereist (okay, wenn man mal von den Tauchgängen mit Tigerhaien absieht, aber auch das fand ja prinzipiell dort statt, wo ich mich seit Jahren fast wie zu Hause fühle). Keine neuen Küchen geplant oder gleich ein neues Haus gebaut oder doch wenigstens von Grund auf saniert. So wie gefühlt jeder in meinem Instagram Feed. Und im realen Leben übrigens auch.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Das Jahr war anstrengend und ich weiß durchaus, wo meine Energie geblieben ist und warum es hier auf dem Blog so ruhig war. Wir haben unglaublich viel gearbeitet, enorm viele Kampagnen entwickelt und produziert, viel diskutiert, gepitcht und gewonnen und versucht, alle Bälle in der Luft zu halten. Und die Tatsache, dass uns das leidlich gut gelungen ist, macht mich dann doch ein klitzekleines bisschen stolz. Gleichzeitig waren die Akkus am Jahresende einfach richtig, richtig leer. “Pause machen, bevor man Pause braucht”, das hat dieses Jahr nur so halbgut geklappt. Wie überhaupt das ganze mich-gut-um-mich-selbst-kümmern. Selten hab ich die Weihnachtspause so herbei gesehnt wie dieses Jahr. Selten fiel es mir gleichzeitig so schwer, sie wirklich zu genießen, abzuschalten und wirklich zu entspannen. Und nicht die eine Arbeit nahtlos gegen die andere “Arbeit”, dann halt nur zu Hause zu tauschen. Füße hochlegen und nix tun bevor alles hübsch aussieht und die Betten gemacht und das Essen vorbereitet und die Blumen arrangiert und die Spülmaschine ausgeräumt und die 10.000 Schritte gegangen sind, hat sich als echte Challenge für mich entpuppt. Und ratet mal, wer das selbst am allerdämlichsten findet… Dabei find ich im Angesicht der überwältigenden Unfassbarkeiten auf der Welt meine eigenen Struggles eh unfassbar banal. Dennoch. Beides darf ko-exisiteren.
Stop. Breathe. Think. Act.
Während ich beim Spazierengehen (siehe Punkt 90. Meditation in Motion und so) damit hadere, dass 2022 “so gar nix an persönlicher Weiterentwicklung” passiert ist, da erinnere ich mich an eine Krisenstrategie unter Wasser, und auf einmal fällt mir auf: Stillstand ist ja gar nicht Rückschritt. Stillstand ermöglicht es mir, innezuhalten. Zu Fokussieren. Nachzudenken. Bevor man dann wieder ins Handeln kommt. Taucher*innen lernen nämlich mit als Erstes, dass man sich bei einer unerwarteten Situation oder Problemen unter Wasser immer an dieselbe Regel hält. Immer. Und die lautet: Stop. Breathe. Think. Act. Das bedeutet nichts anderes als: Was auch immer du gerade tust – höre auf damit. Beruhige deinen Atem. Denke nach, was jetzt am sinnvollsten zu tun ist. Und komme erst dann ins Handeln. In diesem Sinne: 2023, ich bin sowas von bereit für dich!
New year. No new me.
Ich bin nicht der Typ für Vorsätze, war ich nie. Wer etwas ändern will, der kann das einfach (oder auch nicht so einfach) an jedem Tag des Jahres tun.
Doch wenn ich mir fürs nächste Jahr was wünschen darf, dann ist´s weder Weltfrieden, noch die Prada Cleo mit den Kristallen (okay, die schon ein bisschen, aber hey, wir wissen doch alle, dass manche Wünsche einfach nich in Erfüllung gehen) oder die beste Version meiner selbst zu werden (whatever that may be), sondern einfach nur: Die bewusste Wahl treffen, ein bisschen netter, wohlwollender und verzeihender zu sein. Im Kleinen und im Großen. Zu anderen. Und zu mir selbst. Und dasselbe wünsch ich mir für die Welt.
Und was war jetzt sonst noch so im letzen Jahr? Ach ja. Das:
Gelernt
1. 47 ist nicht 27. Crazy shit, gell? Was ich damit sagen (wenngleich immer noch nicht wahrhaben) will: Dinge verändern sich. Während mir einiges davon (Wabbelarme und Hängehintern) eher wumpe ist, finde ich anderes doof. Dass Erholungsphasen länger werden. Dass das Bedürfnis nach Pausen größer wird. Dass ich nich mehr alles an Belastungen und Stress easypeasy wegstecke und mir immer noch eine Schippe mehr drauf laden kann. Gleichzeitig gilt aber auch: 47 ist nicht 27 und das ist verdammt geil so. Ich zieh an, worauf ich Lust hab. Ich mache, worauf ich Lust hab. Und ich lass mich von nix und niemandem davon abhalten, Spaß zu haben. Neulich las ich auf Instagram irgendwo in der Mumfluencer-Bubble die erschreckende Prognose: Mit Mitte/Ende 40 hat man keinen Spaß mehr an Mode und am Feiern und überhaupt ist das Leben dann fast vorbei und coole Role Models gibt es dann eh nicht mehr. Ähm. Ja nee, is klar. Lasst euch das bloß nicht einreden, hört ihr? Und schaut unbedingt bei den Ideosyncratic Fashionistas vorbei.
2. Peri-Menopause is a thing. Und gleichermaßen ein Tabu. Über Wechseljahre spricht man nicht. Man hat sie auszuhalten, ist ja was ganz natürliches.
3. Perfektionismus mag ja grundsätzlich ganz okay sein. Meiner hält mich aber immer öfter davon ab, Dinge überhaupt anzufangen, weil: Ich werde ja eh nie perfekt darin sein. Was dann auf einmal gar nicht mehr okay ist.
4. Lernkurven sind nicht linear. Es gibt Plateaus. Und es geht nicht immer nur nach oben.
5. Air Tags. Keine Reise und kein Koffer mehr ohne Air Tags.
6. Ich brauche meine Routinen. Und das ist okay.
7. Ein nach Farben geordneter Kleiderschrank macht mich sehr, sehr glücklich.
8. Wenn du dich schon vergleichen willst, dann vergleich dich nicht mit anderen. Sondern mit deinem früheren Ich.
9. Man kann auch ohne drei verschiedene Sorten selbst gebackenes Brot und ein über Wochen geplantes mehrgängiges Menü inklusive passender Weinbegleitung einen unfassbar netten, spontanen Abend mit Freunden haben. Yep. Ich weiß. Manche Erkenntnisse treffen mich eher spät im Leben…
Geliebt
10. Tigerhaie. Nur eine Armlänge entfernt. Beim Tauchen. Mehr Adrenalin geht kaum. Mehr Freude auch nicht.
11. Mantas. Seit über einem Jahrzehnt meine Lieblingstiere unter Wasser.
12. Die tiefen Teller aus der Rock Serie von Villeroy & Boch. Natürlich schwarz.
13. Trinny Woodalls Youtube Kanal. Kann man Youtube bingen? Ich kann.
14. Die C5 Super Boost Nachtcreme mit Vitamin C von Paula´s Choice. Ich nehme sie tagsüber und mische sie mit dem Retinol Booster von Paulas Choice. Meine Haut liebt´s.
15. Podcasts. Ein paar meiner Liebsten: Synapsen, der Wissenschaftspodcast der ARD. Vier Brüste für ein Halleluja. Eine Stunde History vom Deutschlandfunk. Alles gesagt von der ZEIT. Im Namen der Hose von Puls.
16. Die Heideblüte am Brunsberg und in der Oldendorfer Totenstatt.
17. Den Mann und alle meine Lieblingsmenschen.
18. Das Weihnachtsoratorium im Michel.
19. Der Sonnenuntergang auf Fuvamulah, als wir auf Plastikstühlen am Strand saßen, Mas Huni mit Roshi gegessen haben und nach drei Tauchgängen sofort nach Sonnenuntergang gegen 19:23 Uhr ins Bett gefallen sind.
Gegessen
20. Der Cardamom Bun in der Hart Bageri in Kopenhagen Frederiksberg. Holy smokes. Butterkaramelligkardamomige Glückseeligkeit.
21. Reneclauden. Ich liebe Reneclauden. Warum ist nicht ganzjährig Saison?
22. Pad Kra Phao im Jing Jing. Geiler Scheiß.
23. Das Wagyu aus dem Bricole. Sensationell.
24. Tuna Sashimi auf Milaidhoo. Nirgendwo schmeckt Thunfisch besser als der nachhaltige, weil hand-geangelte Thunfisch der Malediven.
25. Kimchi Grilled Cheese mit homemade Kimchi.
26. Momo Style Spicy Miso Ramen. So muss Nudelsuppe.
27. King Crab & almost burnt cream.
29. Homemade Steinpilzrührei, gemacht mit steirischen Steinpilzen, handgesammelt vom besten André aller Zeiten.
Gereist
30. Tallinn. Zauberhaft. Die Menschen, die Architektur, das Lebensgefühl, das Essen.
31. Saarbrücken. Weniger zauberhaft. No offense.
32. Fuvamulah. Local Island und einzige Malediven-Insel, die nicht auf einem Atollring liegt, sondern vom offenen Ozean umgeben ist. Deshalb gibt´s rings um Fuvamulah die Chance auf reichlich Großfisch beim Tauchen. Tigerhaie inklusive. Was es nicht gibt: Alkohol und Bikini Beaches. Braucht man da aber auch nicht.
33. Milaidhoo. Große Maledivenliebe. Never gets old.
34. Berlin. Zweitlieblingsstadt.
35. Kopenhagen. Nach viel zu langer Zeit endlich mal wieder da gewesen. Ein ganzes wunderbares Sommerwochenende lang.
36. Rheingau. Wie schön ist es da denn bitte?
37. In die Untiefen meines Ichs. Nicht alles ist schön, was man da sieht. Aber manches doch ganz okay.
38. Baros. Langsam reichen die Finger zweier Hände nicht mehr, um unsere Besuche dort zu zählen. Und ich weiß, wie verdammt privilegiert das ist.
39. Nürnberg. The one and only Christkindlesmarkt hat gerufen. Okay, und die Familie. Das Allerbeste am Nürnberg-Wochenende war aber das Alte-Leute-Kaffee-Date morgens um 8:30 Uhr am Hauptbahnhof mit dem Crush aus Schulzeiten. Das wiederholen wir zu einer Zeit, an der man ungestraft Gin Tonic bestellen darf.
Dankbar
40. Für den Lieblingsmann. Dafür, dass er mich aushält an Tagen, an denen ich mich selbst nicht aushalten kann. Und dafür, dass er mich an allen anderen Tagen liebt.
41. Für alle Tage ohne Rückenschmerzen. Und das sind seit der multimodalen Schmerztherapie im letzten Jahr die allermeisten. Ihr glaubt nicht, wie erleichternd das ist.
42. Für alle Nächte, in denen ich gut schlafe.
43. Für mein Team.
44. Für das Vertrauen meiner Kund*innen.
45. Für den Frieden, in dem ich leben darf.
46. Sommerabende im Sommerwohnzimmer.
47. Wahrnehmen statt werten. Klappt nicht immer. Aber doch immer öfter mal.
48. Für alle Eichhörnchen in meinem Leben.
49. Dafür, dass ich doch noch 10 Punkte Dankbarkeit für diesen Jahresrückblick gefunden habe.
Restaurants & Bars
50. Jing Jing, Hamburg. Das zweifellos beste und authentischste Thai Food, das ich außerhalb Thailands je gegessen habe. Inklusive authentischer Thai-Schärfe. Holy smokes. Zum Glück ist da noch das fabelhafte Bar Team um Freddy und Lorena. Die helfen zur Not auch mit Wasser aus. Viel lieber aber mit sensationellen Drinks, wie dem Vietnamese Espresso Martini. Hin da.
51. HACO Hamburg. Produktorientierte Küche vom Allerfeinsten. Dazu mit Björn Juhnke ein ein großartiger Gastgeber und mit dem obligatorischen Blumenkohlgang eins meiner liebsten Gerichte des Jahres.
52. Das Granat, Hamburg. Seitdem das HACO Greenhouse seine Türen geschlossen hatte, war es gar nicht so einfach, in Ottensen richtig gut essen zu gehen. Zum Glück haben wir das Granat entdeckt. Denn da kann man genau das. Unkompliziert richtig gut essen.
53. Tazzi Pizza, Hamburg. Original neapoletanische Pizza. Mit unglaublich viel Charme obendrauf. Mit Sicherheit die beste Pizza aufm Kiez – wenn nich gleich in ganz Hamburg.
54. O-ren Ishii, Hamburg. Bester Vietnamese der Stadt. Kleine, wöchentlich wechselnde Karte, dazu tägliche Specials. Immer proppenvoll. Und ich hab da in über 10 Jahren noch kein einziges Mal etwas bestellt, was nicht fabelhaft war. Pro-Tipp: Erst nach 14 Uhr kommen, dann wird´s ruhiger.
55. Momo Ramen, Hamburg. Lieblingsnudelsuppendealer. Ob vor Ort oder frisch und dampfend nach Hause geliefert. Spicy Miso ist mein Favorit, aber auch die klassische Shoyu Ramen ist fabelhaft. Unbedingt Hühnerhack als Topping dazu bestellen!
56. Ark, Kopenhagen. Plant Based Fine Dining. Ohne Wenn und Aber ein Highlight des Jahres. Die Texturen, die Geschmäcker, die Kreativität – zum Niederknien. Und dazu ein wunderschönes Scandi-Ambiente und lockerer, herzlicher Service. So muss Fine Dining heute.
57. Bricole, Berlin. Ein zauberhafter kleiner Laden. Mochte ich schon sehr, bevor es einen Stern hatte. Das Publikum hat sich verändert. Der Laden zum Glück nicht.
58. Ba Nomu, Hamburg. Crazy gute Drinks in crazy coolen Trinkgefäßen. Aufblasbare Einhörner und umgedrehte Regenschirme inklusive. Sowas hat Hamburg gebraucht!
59. Alouette, Kopenhagen. “Unbound but rooted” schreibt das Alouette über sich selbst. Und trifft dabei den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Hinter einer abgerockten Fassade und nach einer Fahrt einem über und über mit Graffitis bedeckten Industrielift, öffnet sich die Tür zu einem echten Juwel. Konsequent saisonal und regional. Michelinbesternt. Und mit ein paar der besten Saucen, die ich je auf dem Löffel hatte.
Frustriert & gescheitert
60. Wasserschaden im März. Weil die Handwerker, die die Wohnung über uns sanieren sollten, offensichtlich die Wände abgekärchert haben, um die Tapeten zu lösen. Joa. Wasser sucht sich immer seinen Weg. In diesem Fall in unser Wohnzimmer, in die Flure und die Abseite.
61. COVID. Yep, damit wär ich dann auch mal durch. Leider ist mein Lungenvolumen seitdem um 20% reduziert, was als Asthmatikerin nich so richtig prall ist.
62. Gesundheitssystem. Wenig hat mich dieses Jahr so sehr frustriert wie das Gesundheitssystem. Auf einen Termin beim Hausarzt warte ich geschlagene sechs Wochen. Richtig abenteuerlich wurde es, als ich für eine kleine OP ein kleines Blutbild brauchte. Der Hausarzt bot mir einen Termin am 4. Januar an (die OP war am 13. Dezember). Orthopäde und Gynäkologin lehnten mit Hinweis auf die kassenärztliche Abrechnung dankend ab. Und der Internist hatte erst gar keinen Termin anzubieten. Meine Rettung: Das Direktlabor in Hamburg am Stephansplatz. Schnelle Terminvereinbarung, top Service – und mit 25,07 € war das Ganze durchaus im verträglichen Rahmen. Nächstes Mal geh ich direkt da hin.
63. Versicherungen, die sich drum drücken, Schäden zu bezahlen. Aber der Reihe nach. An einem Sommersamstagnachmittag beschloss ein betrunkener Anfangzwanziger, dass ihn mein geparktes Auto nervt. Und was macht man da so, wenn einen was nervt? Richtig. Man macht´s kaputt. In diesem Fall: Auf der Motorhaube rumtrampeln, das Nummernschild vor abreißen, den Lack zerkratzen. Ein zauberhafter Nachbar hat den weniger zauberhaften Vandalierer auf frischer Tat ertappt und erst die Polizei und dann mich alarmiert. Die (ebenfalls zauberhaften!) Polizisten waren sichtlich genervt, dass sie den Typen nich mehr erwischt haben. Vorfall aufgenommen, Aktenzeichen bekommen, Anzeige gegen unbekannt gestellt, Versicherung informiert. Denn dank Vollkasko-Versicherung sind Vandalismus-Schäden ja abgedeckt und bislang hab ich noch mit jeder Versicherung gute Erfahrungen bei der Schadenregulierung gemacht. Well…. nicht bei der KRAVAG. So nett die initiale Dame an der Schadenaufnahme-Hotline noch war, so unnett entwickelte sich die Sache weiter. Weil der Schaden die Summe von 2.000 € überstieg, bestellte die KRAVAG einen Gutachter, der dann ohne ein einziges Mal mit mir (oder der Polizei oder dem Zeugen) zu sprechen gutachtete, dass manche Schäden nicht ins – obacht, Gutachterdeutsch – Schadenbild passen würden. Ja nee, is klar. Der Herr Vandale geht natürlich streng nach Gutachter-Konzept vor beim Vandalieren. Es halfen keine eidesstattlichen Versicherungen meinerseits oder das Auffahren eines Zeugen – der Gutachter bliebt dabei: Er unterstellte mir Versicherungsbetrug. Es dauerte 12 Wochen, unzählige Briefe, Anrufe und ein Mediationsverfahren, bis sich mit den Damen und Herren der KRAVAG eine Lösung fand. Ein reichlich fauler Kompromiss, aber immerhin.
64. Gefühlt ist in den letzten paar Jahre mein halber Instafeed und mein halbes reales Umfeld ins Eigenheim gezogen, hat gebaut oder ein bis drölf Ferienimmobilien erworben Und ich frag mich immer: Wie macht ihr das, ihr Menschen mit den eigenen Häusern? Das Projekt “eigene Immobilie” ist bei mir bislang grandios gescheitert.
65. Perimenopause. In meinem Fall: Menopausensymptome minus die Hot Flushes. Wobei… Moodswings hatte ich eh immer, damit kann ich mein Umfeld umgehen. Am Zweitnervigesten: Der Brainfog. Ich hab früher NIE was vergessen. To Do Liste war immer nur mein Backup. Heute? Different story. Noch nerviger ist nur die heimlichstillundleise stattfinde Fettumverteilung des Körpers. Alles vorhandene Fett wandert in Richtung Plauze. Unschön. I kid you not.
66. Bahnfahren mögen. Weil: irgendwas ist immer. Zu spät. Zu voll. Zu dreckig. Zu gar nicht. Zu-e Klos.
67. Sport. Ich war so gut drin, in der Sport-Routine. Joa. Man beachte die Vergangenheitsform. Ich nerve mich selbst damit, wie disziplinlos ich bin, wenn es um Sport geht.
68. Nach der Traurigkeit kommt die Wut. Ich erschrecke immer wieder selbst darüber, wie viel Wut in mir drin ist. Kein schönes Gefühl. Aber ein Teil von mir. Auch das hab ich gelernt.
69. Mich gut um mich selbst kümmern. Hat dieses Jahr so semi-gut geklappt.
Wein & Booze
70. Spiced Rum vom Hamburger Berg. Karibik-Rum trifft Bourbon-Vanille und Orange. Pur oder mit Ginger Beer. Knaller.
71. 20th Century. Lieblingsdrink seit Lorena.
72. Maritivo. Don´t call it Aperol. Ist nämlich viel, viel besser. Bittersüßfruchtig. Schmeckt mit Tonic, mit gutem Rieslingsekt oder als Negroni.
73. Les Creisses, Philippe Chesnelong, Domaine des Creisses. Lieblingsfranzose aus dem Languedoc. Perfekt zu Käse und Rilettes.
74. Der Horseradish Martini aus dem Balderdash in Kopenhagen.
76. Der Hugel Gewürztraminer Classic aus dem Elsass.
76. Riesling PW 500, von Winning. Understatement war gestern, das Ding ist in your face.
77. Trautwein Grand Fohberg Chardonnay. Ein Knaller Chardonnay. Schmelzig, pfeffrig, mit Birne und Vanille.
78. Louis Cheze, Breze, Condrieu. Unfassbar guter Viognier von der nördlichen Rhone, opulent, cremig und komplex. Vielleicht einer der besten Viogniers, die ich je getrunken hab. Nix für jeden Tag. Aber genau das Richtige für einen besonderen Anlass.
79. Passionfruit Mojitos auf Milaidhoo.
Glücksgefühle
81. Wasser, auf dem die Sonne glitzert.
80. Tauchen.
82. Die Farbpracht im Botanischen Garten im Mai, wenn der Rhododendron blüht. Und wenn der japanische Garten dort ebenfalls in voller Blütenpracht steht.
83. Hefeteig anfassen.
84. Abende mit Lieblingsmenschen (und auch Lunchdates. Ja, dich mein ich, Lieblingsmoni!).
85. Wenn die Weihnachtsdeko wieder genau so steht, wie im letzten Jahr. Und im vorletzten. Und im vorvorletzten. Routine oder Deko-OCD? Egal. Ich hab mich entschieden, es nur wahrzunehmen und nicht zu werten.
86. Hatha-Yoga morgens um die 7:30 Uhr mit Blick auf den indischen Ozean.
87. Stumpy wieder gesehen. Stumpy ist ein Schwarzspitzenriffhai, der ohne Rückenflosse geboren wurde. Wir kennen Stumpy, seit sie ein Jungtier am Hausriff von Baros war. Dort lebt sie heute noch und dreht ihre Runden. Mein Herz hüpft, wenn wir Stumpy beim Schnorcheln begegnen!
88. Frisch gebackenes Roggenvollkornbrot.
89. Der erste Hamburg-Besuch meiner Eltern seit Beginn der Pandemie.
Und sonst so
90. Spazierengehen. Meditation in Motion.
91. Ein Monat lang jeden Tag Yoga gemacht. Hat gut getan. Hat´s gehalten. Nope. Im Scheitern war ich dieses Jahr ziemlich erfolgreich.
92. Ferse is the new Rücken. Ernsthaft, lieber Körper?
93. Samtbeflockte Kleiderbügel. Crazy hot shit.
94. Another year without Gleitsichtbrille. Ich befürchte, es wird das letzte gewesen sein.
95. Flughafenchaos. Von verlorenen Koffern bis chronisch unterbesetzten Schaltern beim Checkin und an der Sicherheitskontrolle. Und nach zwei Stunden in der Security-Schlange fragt dann die Frau an der Kontrolle: “Kann ich mal Ihre Maske von innen sehen?” Ähm. Ja. Klar. Was könnte ich wohl verstecken. Etwa ein potenziell tödliches Virus?
96. Weihnachtsshoppen mit Nichte und Neffe. Kakaotrinken inklusive. Yikes, wann sind diese zauberhaften Monster bloß so groß geworden?
97. Früher konnte ich ganze Tage im Bett verbringen. Heute schaff ich es keine 15 Minuten aufm Sofa zu sitzen, ohne dass eine innere Stimme mich wieder hoch scheucht. Weil: Irgendwas ist immer zu tun. Und wenn es bloß ist, die Vase mit dem Eykalyptus noch ein bisschen perfekter zu arrangieren. Alter. Das nervt.
98. Wir haben Japan gebucht! Wenn diesmal keine weitere Pandemie dazwischen kommt, fliegen wir im Oktober 2023 nach Tokio. Can´t wait!
99. Ich habe eine Schildkröte zu Weihnachten bekommen! Also, nicht wirklich natürlich. Von vorn: Das Olive Ridley Project hat es sich zur Aufgabe gemacht, Meeresschildkröten in ihrem natürlichen Habitat zu schützen. Teil dieses Programms ist “Adopt a Turtle”. Und das hat der Lieblingsmann gemacht. In meinem Namen eine Schildkröte adoptiert. Sie wurde das erste Mal 2019 bei der Insel Donfanu im Baa-Atoll / Malediven gesehen. Dort, bei Donfanu Thila und Donfanu Rock, liegen ein paar unserer liebsten Tauchplätze im Baa-Atoll. Und wer weiß… Schildkröten sind ja relativ standorttreu…. vielleicht haben wir Glück und sehen “meine” Schildkröte dort irgendwann beim Tauchen.
100. Wie immer. Ihr. Die ihr das hier lest. Und kommentiert. Ab und an. Ich freu mich da jedesmal so sehr drüber. Danke für euch. Denn ohne euch wär das hier alles nix. Come rain, come shine.
2022, thank you for all your lessons. 2023, I am ready for you!
So, 2023, dann lass mal sehen, was du drauf hast. Wir machen das schon. Und ihr auch, gell?
Kommt gut ins neue Jahr und habt es schön.
Conny
4 Kommentare
Liebe Conny, jedes Jahr wieder mein bzw dein liebster Jahresrückblick ?.
mir geht’s ähnlich, nicht viel gelernt, aber hey, meine Kinder sind alle ein Jahr älter geworden und scheinen sich zu anständigen Menschen zu entwickeln und das gilt doch auch was. Ich habe seit neuestem auch Ferse, was soll das, woher kommt das? Einen Monat tägliches Yoga schaffe ich immer genau nur im Januar (morgen geht’s wieder los) und dann nicht mehr ??♀️ Vorsätze habe ich auch nicht, finde aber deinen Ansatz mit dem netter sein ganz gut. Ist schwer genug, wenn man manchmal vor innerer Wut auf fast alles nahe am Implodieren ist.
Liebe Conny, ich wünsche dir was und freue mich aufs nächste Jahr und auf eure Japanreise ? Eva
Liebe Eva,
ach, das freut mich grad ganz doll, dank dir sehr für deinen Kommentar! Es ist ein bisschen beruhigend zu sehen, dass ich nich allein bin mit meinem Freund, dem Wutzwerg…
Was kann´s besseres geben, als Kids, die sich zu anständigen Menschen entwickeln? Davon braucht die Welt nämlich viel mehr!
Warum die Ferse moppert frag ich mich auch… der befreundete Orthopäde spricht von Plantarfasziitis, das klingt zumindest schicker als die Alternativ-Diagnose Fersensporn, und empfahl Übungen und Stoßwellentherapie. Würd ich ja als zahlende Krankenkassenkundin beim niedergelassenen Orthopäden überprüfen lassen, diese Ferndiagnose, aber vor März gibt´s keine Termine. Vielleicht geht´s bis dahin ja von alleine wieder weg, das wünsch ich dir auf jeden Fall! Und überhaupt nur das Allerbeste für dieses Jahr.
Hab es schön!
Conny
Liebe Conny,
ich lese deinen Rückblick in jedem Jahr gerne. Aber in diesem Jahr finde ich mich darin ganz besonders wieder. (Und wie immer sind die Restaurant- und Bar-Tipps direkt auf meiner Merkliste gelandet :)) Ich wünsche dir ein 2023, auf das du im nächsten Rückblick zufrieden schauen kannst!
Liebe Grüße
Nina
Liebe Nina,
das ist ein sehr, sehr schöner Wunsch. Ich dank dir dafür und wünsch dir für 2023 alles, was du dir wünscht.
Happy Neues!
Conny