Franzbrötchen! Buttrige, zimtige, karamellige, backsige (<- backsig, das ist hamburgisch für klebrig) Franzbrötchen! Franzbrötchen sind nicht nur unfassbar köstlich. Sie sind auch so typisch für Hamburg, dass ich erst hier zum allerersten Mal von ihnen hörte, obwohl ich mich auch vorher schon für einen durchaus kulinarisch aufgeklärten Geist hielt. Percebes? Entenmuscheln, klar. Aber Franzbrötchen? Noch nie gehört.
Als ich vor vielen, vielen Jahren meine wunderbare Freundin Delia in Hamburg besuchte, fragte die mit allergrößter Selbstverständlichkeit, ob ich erst ein Franzbrötchen zum Frühstück und später auf den Dom gehen wolle. Ich dachte also: Wir frühstücken gleich ein Käsebrötchen und besichtigen dann eine Kirche. Weit gefehlt. Denn erstens handelt es sich beim Franzbrötchen mitnichten um ein Brötchen. Und zweitens beim Dom nicht um eine Kirche. Sondern um den größten Rummel der Stadt, der gefühlt nur mal kurz von Hafengeburtstag, Cruise Days und Weihnachtsmarkt unterbrochen wird.
Franz….. was? Franzbrötchen!
Für alle Nicht-Hamburger: Franzbrötchen gibt´s eigentlich nur innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen. Naja, vielleicht noch in Pinneberg. Ein Franzbrötchen ist eine Art Doppelschnecke aus Plunderteig, also einem Mittelding aus Hefeteig und Plunderteig. Er wird im Original mit Butter touriert. Das kann man machen (und es schmeckt köstlich!), braucht aber ein bisschen mehr handwerkliches Geschick als für meine Variante heute, die ohne Tourieren auskommt. Und trotzdem buttrig und fluffig ist. Ebenfalls charakteristisch fürs Franzbrötchen: Die Zimt-Zucker-Mischung, die beim Backen so herrlich karamellisiert und das ganze zu einer reichlich klebrigen Angelegenheit macht.
Das trägt man diesen Herbst: Pumpkin Spice Franzbrötchen
Ich hab das Franzbrötchen heute herbstfein gemacht. Im Teig versteckt sich eine ordentliche Portion Kürbis Püree. Und statt Zimt-Zucker gibt´s Zucker mit würzig-herbstlichem Pumpkin Spice, das ich aus Zimt, Muskatnuss, Nelken, Macis, Ingwer und Piment gemischt habe. Du kannst natürlich auch eine fertige Pumpkin Spice Mischung verwenden.
So bekommen die Franzbrötchen ihre typische Form
Gar kein Hexenwerk ist das Formen des Franzbrötchens – denn es ist eigentlich nur eine plattgedrückte Zimtschnecke. Der Teig wird mit der Zucker-Gewürz-Mischung bestreut, fest aufgerollt und in ca 4 cm dicke Scheiben geschnitten. Dann nimmst du einen Kochlöffel und drückst jede Schnecke in der Mitte platt. Beim zweiten Gehen des Teiges nehmen dann die typischen Spiralen des Franzbrötchen Gestalt an.
Rezept für Kürbis Franzbrötchen oder auch: Pumpkin Spice Franzbrötchen
Für das Kürbispüree
1 mittlerer Hokkaido Kürbis
Den Kürbis waschen, halbieren und das Kerngehäuse mit einem Löffel heraus schaben. Das Kürbisfruchtfleisch würfeln und entweder in Wasser kochen oder im Multidampfgarer bei 99°C dämpfen, bis der Kürbis sehr weich ist. Gut abtropfen lassen und dann pürieren. Ich mach das im Thermomix. 150 g Kürbispüree abwiegen und abkühlen lassen.
Für das Pumpkin Spice
2 EL Zimt
1/2 TL Muskatnuss
1/2 TL Macis
1 TL Gewürznelken
1 TL Ingwer
1 TL Piment
Gewürze vermischen.
Für den Teig
550 g Dinkelmehl
20 g Hefe
1 Ei (Größe M)
250 g Vollmilchjoghurt
50 g Zucker
1 gestrichener TL Salz
150 g Kürbispüree
75 g kalte Butter in Stücken
Für die Füllung
100 g zerlassene, abgekühlte Butter
100 g Zucker, vermischt mit 1-2 EL Pumpkin Spice
Das Mehl in eine Schüssel geben, die Hefe darüber zerkrümeln. Joghurt mit Zucker uns Salz vermischen. Zusammen mit Ei und Kürbispüree zum Mehl geben und alles 20 Minuten mit dem Rührhaken der Küchenmaschine kneten, die ersten 5 Minuten auf niedriger Stufe, dann auf mittlere Stufe hochschalten. Anschließend die Butterwürfel dazu geben und weitere 5 Minuten kneten, bis sich der Teig wieder vom Schüsselrand löst.
Teig in der Schüssel abdecken und 2-3 Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen.
Den Teig auf eine bemehlte Arbeitsplatte kippen und mit etwas Mehl nochmal von Hand durchkneten. Durch den Kürbis und das Dinkelmehl ist er immer noch ziemlich weich. Mit etwas zusätzlichem Mehl kriegst du ihn leichter gebändigt. Den Teig dann auf einer leicht bemehlten Arbeitsplatte zu einer Größe von ca. 30 x 45 cm ausrollen. Die Butter auf dem Teig verstreichen, alles mit der Zucker-Pumpkin-Spice-Mischung bestreuen und mit dem Rollholz andrücken.
Den Teig von der längeren Seite her fest aufrollen. Die Teigrolle in 4-5 cm dicke Scheiben schneiden. Jede der Länge nach mit einem Kochlöffel o. ä. fest eindrücken, sodass sich an den Seiten die Spiralen heraus drücken und das Franzbrötchen seine typische Form erhält.
Die Teiglinge auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und nochmals 30 Minuten gehen lassen. Den Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Franzbrötchen 20-25 Minuten lang backen.
Um die Herkunft des Franzbrötchens ranken sich übrigens eine Menge Mythen. Der vielleicht bekannteste besagt, dass Napoleons Truppen, die die Hansestadt von 1806 bis 1814 besetzten, ihre mitgebrachten Croissants schnell aufgegessen hatten und von den Hamburger Bäckern nun etwas ähnliches haben wollten. “Dat geit besser”, dachten sich da die Hamburger, verfeinerten das französische Croissant schwuppdiwupp mit Zucker und Zimt – und machten die Franzosen zum Namensgeber des Franzbrötchens.
Ob mit Kürbis und Pumpkin Spice oder ohne. Ob mit Schokodrops, Kürbiskernen, Streuseln oder Apfel – Hauptsache Franzbrötchen!
Habt es lecker!
Conny
3 Kommentare
Conny – diese Bilder sind wieder wunderschön! Und die Idee, Franzbrötchen ein neues Gewand zu verpassen auch wundervoll. Lebe ja wirklich gerne im Süden Deutschlands, aber diese Teilchen dürfte es ruhig hier unten auch geben :).
Liebe Grüße Tammy
Vielen Dank, liebe Tammy.
Schade, dass ich diesen Artikel erst heute gefunden habe. Ich werde es trotzdem probieren, weil es einfach fantastisch aussieht! Danke, dass du es mitgeteilt hast :)