Mit dem Oktopus ist das ja so eine Sache. Die einen rennen schreiend davon, wenn sie ihn nur sehen (<- in diesem Fall: diese Seite bitte um*ge*hend schließen), die nächsten halten ihn für ausgesprochen zickig in der Zubereitung – und die dritten kloppen ihn stundenlang an Häuserwände. Nein, das ist kein Witz. Sondern die bewährte Methode griechischer Fischer, um den ollen Kraken zart zu machen.
Kurzum: An Oktopus – oder Pulpo – muss man sich erstmal rantrauen. Und damit meine ich nicht sein Erscheinungsbild. Eine Stunde lang in Wasser kochen (so machen die meisten das)? Womöglich noch einen Korken dazu werfen (von der Wirksamkeit eines Korkens im Kampf gegen den zähen Oktopus bin ich nicht ganz überzeugt)? Im eigenen Sud schmurgeln lassen (so macht Mälzer das)? Oder in Olivenöl und Wein quasi konfieren (die Methode der wunderbaren Sophia von Cucina Piccina)?
Ich hab mich heute mal für eine andere Methode entschieden. Der Pulpo wurde vakuumiert und anschließend 4 Stunden lang bei 77° Sous Vide gegart. Nicht fancy im Sous Vide Gerät – sondern improvisiert in meiner beheizbaren Kitchenaid Rührschüssel. Das macht ihn wunderbar zart. Und gleichzeitig kann der Oktopus nicht übergaren und glibbschig werden.
Zum zarten und leicht süßlichen Pulpo gibt´s krosse, scharfe Chorizo Chips. Pulpo und Chorizo sind ja schon ein ziemliches Knallerteam. Aber der Clou kommt erst noch: in Form einer süß-scharfen Paprikamarmelade. Die würde sich übrigens auch zu Käse und gegrilltem Fleisch hervorragend machen. Aber wenn ich so aus dem Fenster schaue, dann war´s das wohl erstmal mit der Grillsaison.
Paprika-Marmelade (1 Glas á 250ml)
500g Paprika
150g Zucker
25ml Wasser
2 Esslöffel Tomatenmark
1 Teelöffel Meersalz
½ Teelöffel Piment d´Espelette
Paprika waschen, entkernen und grob würfeln. Mit allen anderen Zutaten in einen Topf geben und bei milder Hitze etwa 45 Minuten lang köcheln lassen. Pürieren, ggf. durch ein Sieb streichen und nochmals einkochen lassen, bis die Marmelade Ketchup-Konsistenz hat. In ein sterilisiertes Glas mit Twist-Off-Verschluss füllen, verschließen, auf den Kopf stellen und abkühlen lassen.
Pulpo, Chorizo Chips, Paprika Marmelade (als Vorspeise für vier)
1 Pulpo (etwa 800g)
Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
100g Chorizo, in dünne Scheiben geschnitten
Den Pulpo waschen, trockentupfen und vakuumieren. Bei 77° 4 Stunden lang sous vide garen.
Anschließend aus dem Beutel nehmen und in mundgerechte Stücke schneiden.
Chorizo in einer Pfanne bei mittlerer Hitze knusprig braten. Herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Hälfte des Fetts weg schütten. Im restlichen Chorizofett die Pulpo Stücke anbraten. Mit wenig Salz und Pfeffer würzen.
Zum Anrichten:
Paprika Marmelade
Petersilienöl
1 Salatherz
Das Salatherz achteln.
Ein Bund glatte Petersilie mit 30ml Olivenöl, einer Prise Meersalz und dem Saft einer Zitrone mixen.
Pro Person zwei Salatherzachtel auf einen Teller setzen. Pulpo und Chorizo Chips dazu geben, mit Petersilienöl beträufeln und die Paprika Marmelade in Klecksen daneben setzen.
Und jetzt bin ich neugierig: Mögt ihr Oktopus? Oder kommt euch die Krake nicht auf die Gabel?
Habt es schön.
Conny
11 Kommentare
Geniale Bilder (wie üblich ;-) ) An Pulpo traue ich mich dann aber leider doch nicht ran. Ich hatte den weltbesten Pulpo in Nordspanien, in irgendeinem kleinen Fischrestaurant. So guten hab ich hier nicht mehr gekriegt – vielleicht muss ich mich doch mal trauen. Liebe Grüße, Miriam
Vielen Dank, liebe Miriam!
Ich hab mich an Pulpo auch ganz lang nicht rangetraut. Aber das ist wie mit Hefeteig – es ist einfacher, als man denkt.
Also: Trau dich. :)
Wow, das sieht sensationelle aus liebe Conny! Wie gemalt.
Die Neugier hat gesiegt, ich mag Pulpo überhaupt nicht und hätte wohl schreiend davon laufen sollen ;)
Aber die Bilder waren ein Augenschmaus, wenn für mich schon kein Gaumenschmaus ;)
Und dass du auf die Idee mit der Kitchen-Aid-Schüssel gekommen bist, find ich total witzig. Das war nämlich auch meine erste Assoziation zu dem Dingen: hey, das kann man doch zum Sous Vide Garen nutzen.
Ganz liebe Grüße,
Denise
Ja, oder? Ich versteh gar nicht, warum Kitchenaid die Rührschüssel nicht mit dem Sous Vide Gedanken vermarktet! Denn bislang waren die Ergebnisse alle perfekt. Von Flanksteak bis Pulpo. Als nächstes schmeiß ich da mal vakuumiertes Gemüse rein.
Auch liebe Grüße
Conny
mit Pulpo kriegst´Du mich ja immer ;-) und das ist eine absolut geniale Kombination, die muß ich probieren!
Du hast mich mit Deinen Onsen-Eiern überzeugt, mir selbst die beheizbare Rührschüssel zu Weihnachten zu schecken…es funktioniert (fast) wunderbar.
Du schreibst: Ein Wasserbad auf 65° erhitzen. Das geht mit einem Sous Vide Gerät. Oder improvisiert z. B. mit der beheizbaren Rührschüssel der Kitchenaid.
Wenn ich das Wasser auf 65° reguliere und nachmesse komme ich leider nur auf ca. 55° und die Eier bleiben glibbrig :-(
Kennst Du das, hast du vielleicht noch einen Tipp? ich stelle jetzt ca. 10° höher, das funktioniert und die Onsen-Eier sind ein Genuss, auch optisch… Ansonsten finde ich die Idde mit der beheizbaren Rührschüssel als “sous vide” genial. Hast Du schon mehr erfolgreiche Tests?
Viele liebe Grüße aus Franken,
Claudia
Liebe Claudia,
das find ich ja jetzt mal überaus merkwürdig. Wenn die tatsächliche Temperatur des Wassers so stark von der angezeigten Temperatur abweicht, würde ich mal den Hersteller direkt kontaktieren. Hast du mal umgerührt, bevor du das Gargut ins Wasser gegeben hast? Sonst könnte ich mir höchstens vorstellen, dass durch die fehlende Umwälzung des Wassers die Temperatur direkt am Schüsselrand deutlich höher ist als in der Schüsselmitte. Ich rühr daher von Hand zwischendurch immer mal in der Schüssel rum oder bewege den Vakuumbeutel durchs Wasser.
Viele Grüße nach Franken von einer Exil-Fränkin
Conny
Sensationell!
Oh Gott – zum Niederknien! Ich hätte den Teller in einem Atemzug inhaliert und sofort mehr gefordert.
Kannst du bitte meine beste Freundin sein, die mich einmal wöchentlich liebevoll bekocht? Bitte, bitte!
Liebe Grüße,
Rahel
Uiuiui, liebe Conny,
Heute musste ich schnell sein.
Ich kann Tintenfische nämlich weder sehen, noch schmecken…
Aber die restlichen Bilder wollte ich sehen, weil sie wie immer richtig lecker aussehen ;)
Liebe Grüße,
eLLy
Ja, von den verschiedenen Vorbereitungs-Ritualen für Pulpo habe ich auch schon viel gelesen.
Deine Sous-vide-Methode ist überzeugend und sympathisch (weil kein extra angeschafftes Gerät!), die Kombination frech und bestimmt sehr lecker.
Hier in Südostasien gibt es diese ganz kleinen Kraken, die nur kurz gegart werden müssen. Ich habe damit gerade schwarze Tagliatelle mit weiteren Meeresfrüchten zubereitet:
http://maxximus7.blogspot.com/2015/11/schwarz-wie-die-nacht.html
Mit besten Grüssen aus Fernost,
FEL!X
Mal ehrlich, ich habe noch nie eine Foodblog Überschrift gelesen, von der ich so wenige Wörter kenne bzw. sie jemals selber zubereitet hätte :D Du hast jetzt definitiv meine Aufmerksamkeit!
Die Fotos sind ganz großartig geworden. Toller Look und ein großartiger Hauptakteur ^^
Freue mich auf mehr! *abo setz*