“Wie hast du denn diese Fotos gemacht?”, “Sah das wirklich so aus?” und “Geht das auch mit dem Handy?” – das waren wohl die drei häufigsten Fragen, die ich zum Polarlichter Post bekommen habe. Und deshalb gibt´s heute ein kleines “How to” für alle, bei denen Nordlichter noch auf der Bucket List stehen.
In vielen Foren und Blogs wird ein Riesenbohei um die Nordlicht Fotografie gemacht – dabei ist es eigentlich ganz einfach. Du brauchst auch keine Spezialstative mit schaumstoffgepolsterten Stativbeinen, keine Stirnlampe und keinen kabelgebundenen Fernauslöser. Ehrlich gesagt habe ich noch nicht mal die Okularabdeckung (dieser Gumminippel, der immer am mitgelieferten Kameraband dranhängt und bei dem ich mich jahrelang gefragt habe, wozu der eigentlich gut ist) benutzt, obwohl ich vorher mehrfach gelesen haben, dass man das Okular damit unbedingt abdecken muss, damit beim langen Belichten kein Streulicht auf den Sensor fällt.
Das brauchst du, um Nordlichter zu fotografieren:
Eine Kamera, bei der du Belichtung, Verschlusszeit und ISO einstellen kannst. Und – ganz wichtig – bei der du manuell fokussieren kannst. Ob DSLR, Systemkamera oder Bridge ist dabei zweitrangig.
Ein möglichst lichtstarkes Weitwinkel-Objektiv.
Ein Stativ.
Handschuhe. Da, wo Nordlichter sind, ist´s nämlich normalerweise auch ziemlich kalt. Eine dicke Jacke, Mütze und was Warmes zu trinken schaden auch nicht. Ich würde mir fürs nächste Mal noch diese knickbaren Taschenwärmer mitnehmen.
10 Tipps für die Nordlichter Fotografie:
1. Stell die Kamera auf ein Stativ und such dir ein schönes Framing.
Nur der Himmel mit den Polarlichtern? Oder Bäume, Wasserfälle, Berge, Häuser im Vordergrund? Up to you. Stell die Kamera aufs Stativ und such dir einen schönen Bildausschnitt. Einen möglichst weitwinkligen, du willst ja viel von den Polarlichtern aufs Bild bekommen.
2. Öffne die Blende so weit wie möglich.
Heißt: Möglichst kleine Blendenzahl einstellen. Damit so viel Licht wie möglich genutzt wird.
2. Stell die ISO Zahl hoch.
Je nach Kamera gilt es dabei, die richtige Balance zwischen “ist hell” und “rauscht zu doll” zu finden. Bei meiner Canon 5d Mark iv bin ich auf etwa ISO 800 gegangen. Eine lichtstärkere Sony Alpha rauscht auch in hohen ISO Bereichen deutlich weniger – da könntest du dann sogar noch höher gehen. Am besten ausprobieren.
4. Fokussiere manuell.
Ein Autofokus wird sich in der Dunkelheit zu Tode rödeln. Schalte deshalb auf manuellen Fokus. Und fokussiere auf “unendlich”. (Es sei denn, du willst ein nahestehendes Objekt im Vordergrund fokussieren, dann fokussierst du natürlich dieses Objekt.)
5. Belichte lang.
Wie lang du belichten wirst, hängt von der Stärke des Nordlichts und dem gewünschten Effekt ab. Sind die Nordlichter nur ein schwacher Schimmer, dann kannst du gut und gern zwischen 20 und 30 Sekunden lang belichten. Tanzen die Nordlichter stark und du willst die Bewegung einfrieren, dann belichte kürzer, zwischen 3 und 5 Sekunden. Am besten rantasten und ausprobieren.
6. Nutze den Selbstauslöser.
Damit du nicht schon beim Drücken des Auslösers das Bild verwackelst, löst du am besten mit Selbstauslöser und einem Vorlauf von 2 Sekunden aus.
7. Falls vorhanden: Fotografiere im Liveview.
Falls du eine Kamera mit Liveview und Touchscreen hast: Nutze beides. Der Liveview macht es in meinen Augen so viel einfacher, nachts ein schönes Framing zu finden. Ich löse auch einfach durch ein Tippen auf den Touchscreen aus.
8. Mache Belichtungsreihen.
Mache vom selben Motiv mehrere Aufnahmen, jeweils mit unterschiedlichen Belichtungszeiten, also z. B. 5, 8, 10, 15 und 20 Sekunden. Dann hast du später die Wahl – und ärgerst dich nicht darüber, dass ein Motiv doch überbelichtet ist oder die Aurora zu schwach rüberkommt.
9. Fotografiere RAW.
Okay, das ist kein extra Tipp für die Nordlicht Fotografie, sondern in meinen Augen immer die bessere Wahl. Weil du dann einfach später in der Bearbeitung die volle Kontrolle über deine Bilder hast.
10. Nimm Wechselakkus mit.
Je kälter es ist, desto schneller entladen sich deine Kamera Akkus. Deshalb unbedingt Akkus zum Wechseln einpacken. Die bewahrst du am besten nah am Körper auf, damit sie möglichst warm bleiben und sich nicht schon entladen haben, bevor du sie in die Kamera steckst.
Hier mal zwei Belichtungszeiten im Vergleich – im ersten Bild waren die Nordlichter mäßig stark, im zweiten sind sie wie verrückt über den Himmel getanzt:
16mm, ISO 800, f4.5, 30 Sekunden.
16mm, ISO 800, f4.5, 5 Sekunden.
Und jetzt der ultimative Bonus-Tipp (<- höhöhö, so geht Clickbaiting!):
Fummel nicht erst im Dunkeln an der Kamera rum, wenn die Aurora bereits am Himmel tanzt, sondern nehme die grundsätzlichen Einstellungen (Selbstauslöser, manueller Fokus, Brennweite, ISO, Blende, Belichtung) am besten noch im Hellen, im Auto oder im warmen Hotelzimmer vor. Vor allem dann, wenn du nicht sooo geübt im Umgang mit den manuellen Einstellungen bist.
Und kann man Nordlichter auch mit dem Smartphone fotografieren?
Ganz klare Antwort: Jein.
Der Gatte hat mit seinem alten IPhone und der VSCO Cam App, bei der man die Belichtungszeit steuern kann, ganz gute Schnappschüsse hinbekommen. Auch hier gilt: Smartphone aufs Stativ oder wenigstens irgendwo ablegen/abstützen. Für ein Erinnerungsfoto der Aurora reicht das allemal – und ist besser als nix.
Wie auch immer – vergesst nicht, das Schauspiel am Himmel auch einfach mal zu genießen. Und nicht nur auf die Kamera zu gucken.
Habt es schön!
Conny
PS: Sehr hilfreiche Tipps und Tricks zur Nordlichter Fotografie findest du unter anderem auch bei Andreas von Reisewut (wobei Reisewut überhaupt mein allerliebster Reiseblog zur Vorbereitung auf Island-Reisen ist, guck da unbedingt vorbei, wenn du deinen Roadtrip planst) und bei Sebastian von Hometravelz.
4 Kommentare
Als ich bin Neueinsteigerin in der Fotografie und es macht mir unheimlich Spaß, nur Schade das ich nicht immer tolle Fotos hin bekomme. Danke für die Tipps, werde ich mal versuchen umzusetzen.
Lg Lisa
Frag mich mal, wie meine ersten Foto-Versuche aussahen…. dafür ist es umso schöner, wenn man dann die eigene Entwicklung irgendwann beobachten kann.
Es ist ein Spagat: Ist die ISO-Zahl zu hoch, ist das Bild verrauscht. Ist sie zu niedrig, muss man länger belichten und man sieht die Bewegung der Sterne. Am besten immer mehrere Varianten nacheinander probieren.
Yep, Belichtungsreihen sind eh immer das Beste!