Es gibt Gerichte, die spielten in meiner kulinarischen Frühprägung – vulgo: Kindheit – so gar keine Rolle. Königsberger Klopse gehören dazu. Nudelsalat, Jägerschnitzel, Frankfurter Grüne Soße und Currywurst auch. All das kannte ich zwar vom Hörensagen – auf den Tisch gekommen ist´s aber nie. Man könnte gerade zu sagen, dass ich currywurstentwicklungsverzögert bin. Meine erste aß ich mit 21. In den letzten 18 Jahre sind gerade mal fünf oder sechs Currywürste dazu gekommen. Alle an windigen Imbissbuden gegen drei Uhr sechsundfünfzig Morgens verdrückt. Ihr merkt schon: Currwurst ist nicht mein Thema.
Bei einem anderen Klassiker ist es überaus schade, dass ich den nicht schon viel früher entdeckt habe! Coq au Vin. Ein Klassiker der französischen Landhausküche. Klingt kompliziert – ist aber genau das Gegenteil. Man wirft einfach einen Haufen gute Zutaten in einen Topf, schmort das Ganze stundenlang auf kleiner Flamme – und heraus kommt etwas ganz und gar fingerlicking-köstliches.
Unter gar keinen Umständen sollte man an Qualität des Gockels sparen. Überhaupt ist ein Coq au Vin im Original ein männlicher Hahn. Die kriegt man aber nicht wirklich bei uns. Ich hab mich daher für ein französisches Maishuhn aus Freilandhaltung (erkennt man am “Label Rouge”) entschieden. Seine ziemlich gelbe Farbe stammt von den Maiskörnern, mit denen es gefüttert wurde.
Der Wein, in dem es sich der Gockel gemütlich macht, sollte auch ein einigermßaen guter sein – aber kein erstklassiger. Ein Spätburgunder ohne Barrique-Note würde passen. Aber auch ein schöner deutscher oder österreichischer Zweigelt.
In mein Coq au Vin kommt neben dem Huhn noch ordentlich Gemüse. Pastinaken, Karotten, Champignons, Zwiebeln. Wer das geschmorte Gemüse nicht mag, der fischt es vor dem Servieren heraus. Oder lässt Pastinaken und Karotten gleich ganz weg. Das ist ja überhaupt das Schöne an ländlichen Schmorgerichten. So richtig viel falsch machen kann man nicht – und die Varianten sind so groß wie der Hunger des Gatten nach einem Sonntagsspaziergang.
Rezept für Coq au Vin auf meine Art (4 Personen)
Ein Maishähnchen von etwa 1,2 bis 1-5 kg
Eine Flasche Rotwein, z. B. ein Spätburgunder. Es spräche aber auch nichts gegen einen schönen Zweigelt.
300g kleine braune Champignons
4 Karotten
2 Pastinaken
6 Lorbeerblätter
1 Bund Thymian
1/2 Bund Petersilie
Die Schale von einer Bio-Zitrone
250ml guter Hühnerfond
250g Schalotten, geviertelt
2 Knoblauchzehen, angedrückt
6 Pimentkörner, angedrückt
10 schwarze Pefferkörner, angedrückt
1 Scheibe milder Räucherspeck, etwa einen halben Zentimeter dick
2 Esslöffel Gänse- oder Butterschmalz
2 Esslöffel Mehl
Meersalz
Aus dem Rotwein, 3 Lorbeerblättern, der Hälfte Thymian und Petersilie, den Knoblauchzehen, der Zitronenschale, zwei Schalotten einer in Scheibchen geschnittenen Karotte, den Piment- und Pfefferkörnern eine Marinade rühren.
Das Hähnchen in 8 Teile zerlegen (2 Keulen, 2 Flügen und die Brust vierteln) und zwischen 6 und 12 Stunden in der Marinade ziehen lassen.
Die Champignons putzen und falls nötig halbieren oder vierteln. Die Schalotten vierteln. Karotten und Pastinaken in grobe Stifte schneiden. Den Speck würfeln.
Die Hähnchenteile aus der Marinade nehmen und trocken tupfen. Die Marinade durch ein Sieb gießen. Die festen Bestandteile der Marinade können weg.
In einem großen Schmortopf das Fett erhitzen und die Hähnchenteile rund herum scharf anbraten. Herausnehmen. Den Speck im Bratfett auslassen, dann das ganze Gemüse dazu geben und ebenfalls anrösten. Mit dem Mehl bestäuben und mit dem Rotwein ablöschen. Kurz aufkochen lassen, dann wandern Geflügelfond, Hühnerteile, die übrigen Lorbeerblätter und der Thymian in den Topf.
Bei kleiner Hitze etwa 40 Minuten mit geschlossenem Deckel schmoren. Deckel runter – und nochmal 40 Minuten schmoren. Zu guter Letzt nur noch Lorbeerblätter und Thymianzweige heraus fischen und alles mit gehackter Petersilie bestreuen. Bon Appetit!
Zum Coq au Vin schmeckt selbst gemachter Kartoffelbrei. Oder – typisch französisch – einfach etwas Baguette, um die köstliche Soße aufzutunken.
Kocht ihr am Wochenende gern mal aufwändiger? Oder muss es immer schön schnell gehen?
Genießt den Tag!
Conny
9 Kommentare
Wir kochen am Wochenende auch gerne mal aufwändiger, vorzugsweise nach einem ausgiebigen Samstags-Marktbummel oder dann gerne mal an einem späten Sonntagvormittag – mit "Köchinnen- und Koch-Wein" in den Sonntag kochen ist herrlich.
Dein beschwippster Gockel schaut prachtvoll aus, könnte ich eigentlich auch mal wieder machen. In letzter Zeit gab es bei uns eher seinen 'hellhäutigen Cousin', den Coq au Riesling
In-den-Sonntag-Kochen – das klingt ja so gemütlich! Coq au Riesling steht auch auf meiner Liste. Ich darf nur dem Gockel nicht immer den Riesling wegtrinken. :-)
oh, mh, mh, voll lecker. Ich liebe dieses Gericht und dazu nur Baguette , damit man die beschwipste Soße damit auftunken kann, natürlich schmeckt es auch mit Weißwein gut.
Werde mal dein Rezept mit Pastinake dazu ausprobieren.
Liebe Seezwerggrüße
Baguette und Rotweinsauce sind ziemlich beste Freundinnen.
Mhhh, sehr schön,eines meiner Lieblingsrezepte und genau das Richtige, wenn es jetzt wieder kälter wird. In mein Coq au Vin kommt zum Schluss ab und zu noch ein kleines Stück Zartbitterschokolade.
Am Wochenende wird (im Idealfall) auf jeden Fall aufwändig gekocht. Dazu gehört das einkaufen auf dem Markt, das Glas Wein beim Kochen und ganz viel Zeit.
Liebe Grüße,
Denise
Zartbitterschokolade! Eine ganz und gar grandiose Idee. Das mach ich beim nächsten Mal auch. Merci, liebe Denise!
Himmlisch klingt das und sieht genauso auch auf den Bildern aus!
hmmm was für ein himmlisches rezept!! bitte 2 portionen zu uns :D
alles liebe
nora & laura
Liebe Conny,
Ich liebe Coq a Vin :-)
Deine Variante gefällt mir auch sehr gut.
Die Bilder sind wunderschön geworden!!!
Ich kaufe nur Label Rouge Geflügel, am Weihnachten gibt es von der Marke einen Kaupaun!
Herzliche Grüße,
Sabine