Das erste Oktober Wochenende stand bei einem ganzen Haufen Blogger ganz im Zeichen des Food Blog Awards, ihr habt´s gemerkt. Was hatten wir für einen Spaß! Und ich hab den zweiten Platz in der Kategorie “Bestes Food Picture” gewonnen. Wiegeilistdasdennbitte?! Aber back to contenance. Es gab da nämlich eine kleine Begebenheit, die mich im Nachhinein dann doch so genervt hat, dass ich mich da heute mal in aller Kürze in ausführlicher Länge drüber auslassen muss. (wahrscheinlich muss ich unter all denen, die bis zum Ende durchhalten, ein Fläschchen Moselriesling verlosen…)
The Begebenheit
Eine Frau von der dpa wollte uns kennenlernen. Stellt euch doch mal vor, ihr Blogger! Nein, nicht mit dem, was unsere Blogs besonders macht, was uns am Herzen liegt, wofür wir stehen und wofür wir brennen. Nein, nein. Vorstellen sollten wir uns mit unserer Reichweite. Äh, ja nee, is klar. Das ist in etwa so, als würde ich beim ersten Date noch vor dem Aperitif fragen, ob der Kerl auch in der Lage ist, mich finanziell abzusichern.
In den Augen der dpa Dame waren wir dann auch in Nullkommanix kategorisiert. Riesige Reichweite = interessant. Weniger Reichweite = der schäbige Rest. Vielen Dank, da hätte sie auch einfach in die Media Kits gucken können.
Reichweite war übrigens ein Thema, das in den 48 Stunden davor einfach gar kein Thema war. Austauschen, kennenlernen, feiern, Moselwein trinken, über nachhaltige Produktkonzepte diskutieren, kochen, viel zu viele Pralinen essen, Spaß haben, ständig überm Handy hängen, instagramen, snapchatten, übers Kochen, Backen und Bloggen reden – und das alles in gegenseitigem Respekt und Bewunderung für die Leistung der anderen. Das hamwer gemacht. Reichweiten-Schwanzvergleich (<- sorry, aber ich hab Rant!) gehörte nicht dazu.
Und es hat ja auch einen Grund, warum die Kategorien beim Food Blog Award “Bester Kochblog”, “bester Food & Travel Blog” oder eben “Bestes Food Picture” heißen. Und eben nicht “größte Reichweite”.
Das “Reichweite only” Denken nervt
Und das gleich aus mehreren Gründen. Erstens sagt meine absolute Reichweite nichts über die Leserreichweite in meiner avisierten Zielgruppe aus. Vielleicht hab ich ja einen Special Interest Blog mit einer total eng gesteckten Zielgruppe – und erreiche die zu einem sehr hohen Prozentsatz. Zackbumm, absolute Reichweite ad absurdum geführt. Zweitens sagt meine Reichweite nichts über die Qualität meines Contents aus. Es gibt fabelhafte Blogs mit riesigen Reichweiten, die ich über alles bewundere. Es gibt fabelhafte Blogs mit geringen Reichweiten, die ich über alles bewundere. Und es gibt Blogs mit riesigen Reichweiten, bei denen in meinen Augen Reichweite und Qualität des Contents diametral entgegengesetzt sind. Aber wenn´s funktioniert – ja mei!
Ich persönlich freu mich wie bekloppt über jeden Leser, jeden Kommentar, jedes Like. Ist doch klar! Aber wenn ich der Reichweite sklavisch hinterher rennen würde, hätte ich in den ersten 5 Zeilen dieses Posts mindestens drölfzig mal “rote Bete”, “Kichererbsen”, “Pflaumen” und “vegan” geschrieben. SEO Optimierung der Texte, ihr wisst schon.
Reichweite ist ein Kriterium, gerade für Kooperationspartner. Wenn sie für Sponsored Posts bezahlen, dann wollen sie zu Recht auch eine akzeptable Reichweite. Alles andere wäre Werbung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Aber Reichweite ist nix ohne Herzblut, Spaß und Authentizität
Ist Reichweite ein Kriterium für euch, für meine Leser? Nope, isses nicht. Für euch zählt, ob ihr die Rezepte hier mögt, ob euch die Fotos Appetit machen und ob ihr die Stories gern lest. Ich mach das hier also für euch. Na gut, und zumindest das folgende Rezept ist auch ein bisschen für all die fabelhaften Menschen, die ich an diesem ersten Oktober Wochenende besser kennen gelernt hab, allen voran Karin (sie hat mit ihrem fabelhaften Blog völlig verdient die Kategorie “Bester Kochblog” gewonnen), die kochenden und backenden Jungs Torsten und Sascha (diese Zwetschgenknödel! Alter!), Eva und Philip von Ye Olde Kitchen (die in der Kategorie Nachhaltigkeit nominiert waren und die ich mir dringend zum Vorbild nehmen muss!) und Tina von Mademoiselle Gourmande (die am Tag nach der Verleihung nach Neuseeland flog, wo sie die nächsten drei Monate verbringen und vervloggen wird. Holy moly, wie geil ist das denn bitte?)
Nach einigen Flaschen Moselwein fiel uns nämlich auf, dass wir immer mal wieder Rezepte posten, von denen wir erst hinterher merken, dass sie vegan sind. Quasi aus Versehen. Jungs und Mädels, das hier ist für euch: Ein Salat aus rote Bete, karamellisiertem Chicoree, Pflaumen und Chili, getoppt von knusprigen Kichererbsen. #ausversehenvegan
Knusprige Kichererbsen
1 Dose Kichererbsen
1 Esslöffel Haselnussöl (Olivenöl ginge auch)
1 Esslöffel Garam Masala (ich: von Ingo Holland}
1 Teelöffel Ahornsirup
1 Prise Salz
Ofen auf 175°C vorheizen.
Kichererbsen abgießen, in frischem Wasser spülen und gut trocken tupfen. In einer Schüssel mit allen anderen Zutaten mischen, nebeneinander auf einem Backblech ausbreiten und etwa 45 Minuten lang im Ofen rösten, bis die Kichererbsen knusprig sind. Zwischendurch immer mal wieder wenden.
Rote Bete Salat mit Pflaumen und karamellisiertem Chicoree (für zwei bis drei Portionen)
2 große rote Bete
1 Chicoree
3 Pflaumen
3 rote Zwiebeln
1 rote Chili
Der Saft einer großen Orange
1 gehäufter Esslöffel Tahini
2 Esslöffel Haselnussöl (Olivenöl ginge auch)
1 Esslöffel brauner Zucker
Meersalz
Die rote Bete mit einem Spiralschneider in Spaghettiform bringen. Den Chicoree der Länge nach vierteln, welke Blätter entfernen. Ich lasse den Strunk drin und schneide nur den Ansatz knapp ab – so halten die Blätter in der Pfanne besser zusammen. Die Pflaumen entsteinen und in Spalten schneiden. Chili und rote Zwiebel in feine Ringe schneiden.
Tahini, Orangensaft, Chiliringe und einen Esslöffel Haselnussöl zu einem Dressing verrühren. Mit Meersalz würzen.
In einer Pfanne den zweiten Esslöffel Haselnussöl zusammen mit dem braunen Zucker erhitzen. Sobald alles karamellisiert ist, Zwiebelringe und Chicoree Viertel hineingeben und etwa fünf Minuten lang braten. Die Pflaumen dazu geben und noch einmal gut durchschwenken. Sie sollen nicht zu weich werden. Pfanne vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen.
Die rohen rote Bete Spaghetti mit dem Dressing mischen und auf einem Teller anrichten. Mit Zwiebeln, karamellisiertem Chicoree und Pflaumen sowie den knusprigen Kichererbsen toppen.
Die Kombination von rote Bete und Pflaumen ist übrigens unfassbar gut. Und warum ich noch nicht früher auf die Idee gekommen bin, Chicoree zu karamellisieren, versteh ich auch nicht. Süß und ein Hauch bitter – das passt perfekt zu der knackig-erdigen roten Bete und den süß-säuerlichen Pflaumen. Schärfe und Sesam mag die Bete ja eh.
Herzliche Glückwunsch übrigens. Wird sind dann für heute mal am Ende angekommen. Danke fürs Durchhalten. Und jetzt ihr, bitte: Wie seht ihr das mit der Reichweite? Und der veganen Bete?
Fragt mit neugierigen Grüßen
Conny
21 Kommentare
Das war wirklich so eine Aktion von der dpa-Tante. Würde mich ja interessieren, was die überhaupt wollte. Schön zu sehen war allerdings, dass wir uns davon nicht die Stimmung versauen ließen und daraus kein wirklicher Reichweite-Schwanzvergleich entstanden ist. Wir beamen uns immer wieder gern zu diesem langen Wochenende in Berlin zurück. Weil es so schön war, so unverhofft Menschen kennenzulernen, die sich so fabelhaft zu einer tollen Truppe zusammengerottet haben. Herrlich!
Liebste Conny, dein Salat ist der Hammer! Wir stehen ja total auf bittere Salate und dann noch rote Beete dabei. #ausVersehenvegan kann halt doch echt lecker sein!
Fühl’ dich gedrückt und geherzt, Eva
Und natürlich auch liebe Grüße auch von Philipp
Ach, ihr Lieben, ich vermiss euch ja sehr! Unverhofft tolle Menschen kennen lernen ist doch fast das Schönste am Bloggen.
Drück euch
Conny
Ich schere mich einen Dr… [Deut] um die Reichweite meines Blogs, die Anzahl Klicks sind mir nicht wichtig. Wichtig ist, dass sich meine Leserschaft über die Beiträge freut, ob sie gross oder bescheiden ist, spielt für mich keine Rolle, mir macht das Bloggen ganz einfach Spass.
Viele oder wenige Kommentare scheint mir ebenfalls nicht wesentlich zu sein, vor allem jene, die lediglich «toll» oder «oh, wie lecker» beinhalten, sind ja nicht wirklich konstruktiv.
Dass man die Klicks auf seinen Blog mit bestimmten Wörtern im Text sehr beeinflussen kann, ist schon klar. Ob dann aber wirklich die angestrebte Zielgruppe geklickt hat, steht dahin. Ich erinnere mich an eine überbordende Besucherzahl bei einem Beitrag, in welchem ich «James Bond» im Einleitungstext geschrieben habe. Ein paar Besucher mögen bei mir hängen geblieben sein, aber die Mehrheit hat ja wohl etwas ganz anderes gesucht.
Dir und allen anderen weiterhin frohes Bloggen
und beste Grüsse aus Fernost,
FEL!X
Genau so isses, lieber Felix.
Schöne Grüße in die Sonne
Conny
Da ist dir aber mal zu Recht die Hutschnur geplatzt! :-)
Reichweite ist natürlich für Unternehmen ein Kriterium für Kooperationen, sollte jedoch, wie du sagst, niemals das Einzige sein. Speziell die Social Media Reichweite, insbesondere Facebook und Instagram, ist eher mit Vorsicht zu genießen. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass bei fast keinem von uns dies signifikante Trafficquellen sind. Dennoch gucken viele Firmen und Agenturen genau auf diese. Wenn ich mir die Interaktionsraten auf Facebook von so manch großen Blog mit round about <25000 FB-Fans angucke, dann sind diese meist gerade zu lächerlich gering und liegen oftmals im unterirdischen 0,00x % Bereich. Quantität ist eben nicht alles…
Organisches Leser-Wachstum ist meiner Meinung nach am nachhaltigsten.
Mal abgesehen davon sieht der Salat mal wieder mega aus! Ich hab zufälligerweise auch einen (nicht veganen) Rote Beete-Kichererbsen-Salat in der Pipeline für einen meiner nächsten Posts. :-)
LG
Lars
Lieber Lars,
danke für deine wahren Worte! Über die Konversion von Instagram zu Blogs brauchen wir gar nicht erst reden – das liegt ja schon in der Natur von Instagram begründet, dass die verschwindend gering ist. Wer mag denn schon dreimal um Erlaubnis gebeten werden, ob der den Browser wirklich öffnen mag… :D
Freu mich auf die nicht vegane rote Bete Variante!!!
Schönen Sonntag
Conny
Ach ich liebe deine Fotos einfach! Aber das habe ich dir ja schön öfter geschrieben! Ob ein Blog nun eine große oder kleine Reichweite hat, bekommt man ja als Leser eh nicht mit! Als Blogger freue ich mich aber schon, wenn ein Rezept gut ankam! Besonders wenn mir ein netter Kommentar hinterlassen wird! Aber vordergründig sollte immer das Herzblut und der Spaß stehen!
Genau so isses.
Und lieben Dank!!! <3
Liebe Conny,
das sieht phantastisch aus und schmeckt bestimmt mindestens so gut. Das Rezept landet auf jeden Fall ganz oben auf meiner Nachkoch-Liste.
Was die Dame von DPA angeht: nur, dass jemand bei DPA arbeitet heißt ja nicht, dass er talentiert/ intelligent/ neugierig/ leidenschaftlich ist. Lass dir bloß von solchen Leuten nicht die Laune verderben :-)
Ganz liebe Grüße,
Oliver
Lieber Oliver,
dankeschön! Ich geh jetzt Pilzesammeln. Das ist gut für die gute Laune. :)
Schönen Sonntag
Conny
Es war ein ganz wunderbares Wochenende mit euch allen gemeinsam ? Ganz toll! Und ich freue mich so sehr, dass ich euch alle kennen gelernt habe. Da darf man sich von so etwas nicht die Laune verderben lassen ? Aber Recht hast du leider…
Das Rezept sieht übrigens unglaublich lecker aus! Das werde ich mit Sicherheit nachmachen!!
:-*
Lieber tolle Menschen als schlechte Laune. Jawoll.
Toller Text, Conny! Und ja, aber sischer dat, ich schaue in meine Statistiken und freue mich, wenn er wächst der Blog.
Alles andere wäre gelogen. Mehr freue ich mich aber über Kommentare und Interaktion mit meinen Lesern. Auf dem Blog oder bei FB oder sonst wo. Ich schreibe, weil ich gerne schreibe und oft kann mir der Herr Yoast mit seinen roten SEO-Ausrufezeichen gestohlen bleiben. Dann ist der Text eben nicht lang genug oder das Key Word nur einmal oder kein mal im Text. Ich will das dann so und fertig.
Die vegane Rote Beete ist mir prinzipiell egal. Also das Rezept klingt köstlich und die Bilder sind der Hammer, aber ob der Salat vegan ist oder nicht, ist mir schnuppe. :-)
Liebe Grüße, Bine
Ha! So isses, liebe Bine! Wir machen das für echte Menschen. Und nich für Herrn Yoast. Und ich finde auch: Lecker reicht. Ob vegan oder nich, is nich wichtig. Also, mir zumindest nich. Aber ich hab ja auch schon aus Versehen über einen veganen Salat etwas Honig geträufelt. Hups. Das war dann #ausVersehenNICHTvegan.
Schönes Wochenende!
Conny
Deswegen versuche ich mich gar nicht erst an veganen Speisen. Mir würde dauernd aus Versehen
was passieren- Honig drüber träufeln zum Beispiel :-)))
Klasse Beitrag! Ich werde den meinen PR-Kunden empfehlen, die immer zuerst nach der Reichweite fragen, wenn ich ihnen Blogger für Koops empfehle. Und jedesmal knalle ich mit dem Kopf auf die Tischplatte. Jetzt habe ich Dank Deines Beitrags noch etwas Rückendeckung gewonnen :)
Und klar: Ich gucke auch darauf, welche Beiträge gut laufen, welche weniger. Oder freue mich über Likes auf Instagram & Co. für ein Foto. Aber gerade bei den Nischenblogs ist das nun wirklich nicht alles. Du hast das genau richtig zusammengefasst!
PS: Tolles Rezept by the way!
Nach vielem stöbern auf Blogs – oder schreibt man – in Blogs – hat für mich diese Form des Ausdrucks mehr mit Kunst als mit Produkt zu tun, deshalb sollten die Marketing-Mess-Instrumente in der Schublade bleiben.
Du hast dies wunderbar formuliert: Wenn ich Deine Texte lese, dann habe ich den Eindruck Du bringst mit Deiner Lebendigkeit die Buchstaben zum Sprechen!
Eine traumhafte Kombi!!!!
Habe die Bete allerdings gekocht und dann noch angebraten und mit Rotwein und Umesu abgelöscht. Wollte etwas mehr Säure.
Die nicht vorhandenen Quitten habe ich durch Boskop ersetzt.
Und die Soße dazu — mhm!!!
Danke! Geiberuam
Umseu ist eine super Idee, das merk ich mir! Danke für den Feedback!
ich meinte die Pflaumen (nicht Quitten – würden
aber sicher auch gut passen:-))
Gnihihihi, dann müssen wir ja nur noch bis zur Quittensaison warten.