Es ist schon verrückt. Die Übrigbleibsel der Weihnachtsgans standen noch auf dem Balkon, da fluteten bereits die ersten Weg-mit-dem-Weihnachtsspeck-Abnehmposts meine Facebook Timeline. Und während ich noch gemütlich bei Lebkuchen und Stollen übers Silvestermenü nachdachte, wurde ich auf allen Kanälen zu Saft-Detox, Body-Move-Challenges und vergünstigten Mitgliedschaften in diversen Diät-Zirkeln eingeladen.
Hatten die Diät-Apostel früherer Tage noch den Anstand zu warten, bis die Heiligen Drei Könige von Dannen gezogen und die Plätchzenschalen leergefuttert waren, so kommen sie heute schon anmarschiert, während die Gans noch im Ofen brutzelt. Geht´s noch, liebe Abnehm-Apologeten und Kohlsuppenkasper? Nichts gegen ein paar ordentliche gute Vorsätze, gegen mehr Bewegung, mehr Gemüse und weniger Fleisch. Aber alles zu seiner Zeit. Ich finde: Das schlechte Gewissen muss nun wirklich nicht schon unterm Weihnachtsbaum liegen.
Ganz davon abgesehen: Man nimmt nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zu. Sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Nach der ganzen Schlemmerei, nach confierten Enten und gebratenen Gänsen geht es heute etwas bescheidener weiter.
Die Quinoa Bällchen mit rote Bete Hummus und karamellisiertem Apfel sind vegan, schnell gemacht und un*glaub*lich lecker.
Quinoa ist ein ziemlich alter Hut. Zumindest in den Anden. Dort kennt man Quinoa nämlich schon seit geschlagenen 5.000 Jahren als Kulturpflanze. Für die Bergvölker Perus ist Quinoa heute noch unentbehrliches Hauptnahrungsmittel, da die Pflanze auch in Höhen über 4.000 m noch gedeiht – im Gegensatz zu Mais. An der Küste Perus hingegen war Quinoa lange Zeit genauso unbekannt wie bei uns in Europa. Dabei haben die kleinen Körner eine ganze Menge zu bieten. Einen sehr hohen Eiweißanteil von 13-15% und die essentielle Aminosäure Lysin (die kommt sonst nur in Fisch und Fleisch in ausreichender Menge vor) zum Beispiel. Ziemlich perfekt also für alle, die sich vegan ernähren. Als Pseudogetreide ist Quinoa außerdem glutenfrei und damit perfekt für Menschen mit Zöliakie.
Rote Bete und ich sind ja immer noch nicht das, was man beste Freunde nennt. Aber ich liebe ihre Farbe einfach so sehr, dass ich sie von Zeit zu Zeit einfach zubereiten muss (altes Beauty-Opfer, das ich bin…) Frische, ofengegarte rote Bete schmeckt um so vieles besser, als die drögen eingeschweißten Exemplare, die du im Supermarkt findest. In Kombination mit Kichererbsen und Tahini wird sie zu einem umwerfend leckeren Hummus, den ich einfach pur löffeln könnte. Zur erdigen rote Bete und den nussigen Quinoa Bällchen gehört noch etwas Fruchtiges, finde ich. Apfel, in etwas Muscovado Zucker karamellisiert, passt perfekt.
Ich koche Quinoa mit Wasser im Verhältnis 1:3. Also 100g Quinoa auf 300ml Wasser. Nach etwa 15 Minuten ist der Quinoa fertig gegart und kann als Beilage, Salat, Frühstücksbrei, mit Gemüse – oder eben zu Bällchen weiter verarbeitet werden. Es lohnt sich also, gleich die doppelte oder dreifache Menge zu kochen, sie hält sich luftdicht verschlossen einige Tage im Kühlschrank.
Rezept für Quinoa Bällchen mit Rote Bete Hummus und karamellisierten Äpfeln (vegan)
Für die Quinoa Bällchen
250g gekochter Quinoa
100g Champignons
1 Zwiebel
100g weiße Bohnen
2 Esslöffel Petersilie, gehackt
½ Teelöffel Sumach
1 Teelöffel Ras el Hanout
1 Knoblauchzehe
1-2 Esslöffel Dinkelmehl
Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer
Kokosöl zum Braten
Zwiebel, Knoblauch und Champignons hacken und in einer Pfanne mit etwas Kokosöl anschwitzen.
Die weißen Bohnen abtropfen, mit einem kleinen Schluck Wasser im Mixer oder mit dem Zauberstab pürieren.
Quinoa, Bohnenmus, Zwiebel-Champigon-Mischung und alle Gewürze miteinander vermengen. Je nach Feuchtigkeit die Masse jetzt noch mit dem Dinkelmehl binden. Abschmecken. Noch etwas Sumach für mehr Säure? Ist genug Salz dran? Oder darf es noch etwas mehr Pfeffer sein?
Mit angefeuchteten Händen Bällchen formen. Obacht, das ist eine diffizile Angelegenheit. Drückt die Bällchen gut zusammen, damit sie in der Pfanne nicht wieder auseinander fallen. In einer beschichteten Pfanne etwas Kokosöl erhitzen und die Bällchen darin goldbraun und knusprig backen. Mit rote Bete Hummus und gebratenen Äpfeln anrichten.
Wichtig: Um sich vor Schädlingen zu schützen, lagert Quinoa Saponine in den Samenschalen ein. Ungeschält wäre Quinoa daher gar nicht erst genießbar. Im handelsüblichen, geschälten Quinoa können noch Reste dieser bitter schmeckenden Saponine enthalten sein. Deshalb braust man ihn vor dem Kochen gut mit fließendem Wasser ab. Das Kochen neutralisiert zudem die möglicherweise übrigen Saponine. Das, was eventuell an Saponin-Resten übrig bleibt, ist für Erwachsene laut DGE völlig unbedenklich. Sie empfiehlt jedoch, Kindern unter 2 Jahren keinen Quinoa zu geben.
Für den Rote Bete Hummus
1 kleine Dose Kichererbsen
200g rote Bete
2 Esslöffel Tahini
1 Knoblauchzehe
Der Saft einer halben Zitrone
1 Teelöffel Olivenöl
1 Prise Kreuzkümmel
Meersalz
Die rote Bete im Ofen bei 180° Umluft etwa 60 Minuten backen, bis sie sehr weich ist. Anschließend abkühlen lassen und schälen und grob würfeln.
Die Kichererbsen abseihen, die Flüssigkeit auffangen. Kichererbsen, rote Bete, Tahin, Knoblauch, Zitronensaft, Olivenöl, Kreuzkümmel und Meersalz im Mixer zu einer Paste verarbeiten. Schlückchenweise die Kichererbsenflüssigkeit dazu geben, bis der Hummus eine schöne, glatte Konsistenz bekommt. Mit Zitronensaft, Salz und eventuell einem Hauch Ahornsirup abschmecken.
Für den karamellisierten Apfel
1 mittelgroßer knackig-säuerlicher Apfel, z. B. Wellant oder Braeburn
1 Teelöffel Muskovado Zucker
1 Teelöffel Kokosöl
Den Apfel entkernen, erst in Scheiben, dann in dünne Stifte schneiden. Kokosöl und Zucker in einer Pfanne karamellisieren lassen und die Apfelstifte kurz darin schwenken.
Ich wünsch euch von Herzen ein genussvolles, buntes, wildes, aufregendes, glücklichmachendes 2016. Genießt es in vollen Zügen.
Auf euch!
Conny
12 Kommentare
Was für eine Farbexplosion! Göttlich! Genau so stelle ich mir auch den Geschmack vor.
Und deine Meinung zum Diätwahn teile ich auch gerne. Da macht es schon fast gar keinen Spaß mehr, hemmungslos der Völlerei zu frönen. :-)
Liebe Grüße!
Bei mir stellt sich dann ja immer der jetzt-erst-recht-Reflex ein. Auch nicht gerade figurförderlich. :D
Liebe Grüße zurück!
Diese Fotos… Conny, ich möcht´ in den Bildschirm steigen!
Das sagst du immer, wenn ich was mit Rote Bete mach. Ich sollte mehr mit Rote Bete machen. :D :D :D
Happy Neues!
Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir, liebe Conny!
Das Rezept klingt fantastisch und genau nach meinem Geschmack! Und du hast schon irgendwie Recht mit dem Abnehmwahn. Ich bin nach den Feiertagen immer unheimlich motiviert, lecker, aber gesund zu kochen, genau wie in diesem Rezept hier :) Bei mir gab’s gestern was ganz ähnliches, nur mit Hirse statt Quinoa und Zitronenhummus. Für heute denke ich über einen Rote Bete Flammkuchen nach…hach ja :) Lass es dir gutgehen!
Liebe Grüße,
Denise
Ja, ich lechze auch geradezu nach gesund & lecker. Hirsebällchen klingen auch seeeehr gut!
Liebe Grüße und schönen Jahresstart.
Wunderschöne Fotos! Recht hast du, seit dem ersten Advent (mindestens!) laufen die schönen Diätdrinkanzeigen und -filmen quasi ohne Unterbrechung. Deine Rezepte machen da viel mehr Appetit auf frisches Gesundes!
Frohes Neues und liebe Grüße
Rebekka
Dankeschöööön! Ich finde auch, wer frisch und gesund und lecker kocht, der braucht die ganzen Abnehmpülverchen nicht. Bäh.
Happy 2016!
Ohhhh wie lecker – da würde ich jetzt auch gerne eine Portion genießen! Und die tollen Fotos machen doppelt Lust darauf! Einfach toll!!!
Liebste Grüße – und noch ein frohes Neues! Martina
Hihi, ich hätt auch schon wieder Lust darauf. Aber heute gibt´s erstmal vietnamesische Hühnersuppe, passend zum Schneegestöber da draußen.
Happy Neues!
Conny
Wow, diese Farben – die Kombination der einzelnen Geschmäcke und das ganze Essen sind ja unglaublich!
Danke für den tollen Post!
Liebe Grüße,
Catarina von http://www.catarinarosegold.wordpress.com
Ja, buntes Essen macht einfach mehr Spaß.
Viele Grüße
Conny