Reisen Schweden

Fäviken.

6. Mai 2017

Faviken Restaurant | Bericht | seelenschmeichelei.de

“Hi, my name is Magnus. Welcome to Fäviken. Pleasure to have you here.” Das sind die Worte, mit denen das vielleicht größte gastronomisches Abenteuer beginnt, das der Mann und ich bisher erlebt haben.

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Wobei – begonnen hat es eigentlich schon 30 Stunden vorher. Wir fliegen von Hamburg über Kopenhagen nach Trondheim (unser Gepäck fliegt statt dessen lieber nach Warschau – aber wer braucht schon Deo und frische Unterwäsche, wenn er in einem der besten Restaurants der Welt zu Abend isst, nech?). Von Trondheim aus sind es nochmal gute zweieinhalb Stunden mit dem Auto, bis wir endlich da sind. Wo? Im Nirgendwo. 

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Keine 500 Kilometer vom Polarkreis entfernt liegt es. Fäviken Magasinet. Eines der spannendsten Restaurants unseres Planeten. Und eines der abgelegensten. Ein Geheimtipp ist es sicher nicht mehr, das Restaurant von Magnus Nilsson wurde bereits in der ersten Staffel von Chef´s Table gefeatured, außerdem gibt es eine außergewöhnlich gute Portrait-Serie über ihn in “Mind of a Chef”. Selbstbewusstsein strahlt er dort aus. Bescheidenheit. Mut. Kompromisslosigkeit. Vielleicht sogar eine gewisse Besessenheit. Auf jeden Fall aber eine tief verwurzelte Liebe zur Natur und zu Jämtland. Diesem einsamen Landstrich in Schweden, in dem er aufgewachsen ist – und wohin er vor mittlerweile 9 Jahren zurück gekehrt ist.

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Wer mal eben in die schwedische Einöde zum Abendessen fährt, der hat vielleicht einen gehörigen Knall. Für mich wurde auf jeden Fall ein kulinarischer Traum wahr – dank des über alle Maßen großzügigen Weihnachtsgeschenks vom Lieblingsmann. Schlappe vier Monate hat es gedauert, bis wir überhaupt das Glück hatten, online einen Tisch zu ergattern. Nicht im 1. Stock im eigentlichen Gastraum, sondern im Erdgeschoss, am communal table. Mit sechs anderen Menschen. Ja, sowas kann in die Hose gehen. Aber. Das kann auch unfassbar intensiv, inspirierend und lustig sein. (<- this goes out to you, you lovely guys from New York and Trondheim. We could not have wished for a better company at the table!) Und das Schöne ist: in Skandinavien darf es auch beim Fine Dining laut und lustig sein! Keiner muss in Ehrfucht erstarrt vorm Teller sitzen. Wobei – unsere Gespräche verstummen ganz automatisch immer dann, wenn ein Gang serviert wird. Denn dem, was die talentierten Köche um Magnus Nilsson und seinen Head Chef Jasper Karlsson kreieren, will man sich mit voller Konzentration widmen. Will riechen, sehen, schmecken, staunen.

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“Rektún Mat”, echtes Essen, nennt Magnus Nilsson seine Küche. Alles, was auf den Tellern landet, kommt aus nächster Nachbarschaft. Zu Fäviken gehören 9.000 Hektar Land. Wälder, Felder, Seen – sie sind eine unerschöpfliche Quelle kulinarischer Vielfalt. Zumindest in der warmen Jahreszeit. Es gejagt und gefischt, Beeren, Samen, Moose, Flechten und Pilze gesammelt, Gemüse und Früchte angebaut. Wenn es um die Qualität der Produkte geht, ist Magnus Nilsson nahezu unerbittlich. Seine Küche ist kompromisslos am Rhythmus der Jahreszeiten orientiert, über alle Maßen produktorientiert und gnadenlos puristisch. Was in der kurzen fruchtbaren Sommer- und Herbstzeit geerntet, gejagt und gefischt wird, das wird anschließend getrocknet, gesalzen, gelagert, eingekocht, fermentiert, vergoren, geliert, gepökelt und gepickelt. Denn nur das, was im Sommer und frühen Herbst konserviert wird, kann eben in der dunklen Jahreszeit verarbeitet werden. Der Root Cellar, in dem viele der Küchenschätze gelagert werden, ist mittlerweile schon legendär. Nicht-heimische Zutaten wie Zitronen und Parmesan haben in Magnus Nilssons Küche übrigens nichts verloren. Fichtensprossen, Mädesüß, Kolostrum und Vogelbeeren dafür sehr wohl.

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Das Ambiente in Fäviken ist rustikal. Gemütlich. Und unverkennbar skandinavisch. Ein Kamin verbreitet Wärme. An der Wand hängt ein Mantel aus Wolfspelz. Im Gastraum im ersten Stock hängen Trockenfische und Schinken von den Decken.

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Los geht es um Punkt 19 Uhr. Es sind 27 Gänge, die uns an diesem Abend erwarten. Die ersten acht oder zehn, lauter kleine Snacks, werden in einer rasenden Geschwindigkeit serviert. Hier ist keine Zeit für elaboriertes Bestaunen (<- aka Fotografieren), hier soll man genießen. Sich mitreißen lassen vom Flow der blitzblanken Aromen und virtuos kreierten Texturen. Jeder Gang ist so intelligent wie puristisch komponiert, meist steht ein Aroma ganz klar im Mittelpunkt.

Seid ihr bereit für alle 27 Gänge? Im nächsten Blogpost lernt ihr 26 davon kennen.

Genießt den Tag

Conny

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8 Kommentare

  • Antworten Sabrina 6. Mai 2017 at 14:30

    Hallo Conny, was für tolles Erlebnis! Da kannst Du Dich glücklich schätzen, einen so großzügigen Mann zu haben, der Deine kulinarischen Vorlieben teilt! Ich bin total beeindruckt von den Bildern und freue mich auf 26 Gänge! Allerliebste Grüße, Sabrina

    • Antworten Seelenschmeichelei 9. Mai 2017 at 12:18

      Ja, nech? Gemeinsames Hobby: Essen. :D

  • Antworten Kathrin 6. Mai 2017 at 22:04

    Oh wie toll! Davon träume ich auch schon eine Weile. Danke, dass du es uns erzählst! Bin solo gespannt!

    • Antworten Seelenschmeichelei 9. Mai 2017 at 12:18

      Wenn´s irgendwie geht: Mach den Traum wahr, es lohnt sich so sehr!

  • Antworten uwe@highfoodality 7. Mai 2017 at 10:17

    Ich bin ja kaum neidisch. Also eigentlich kein bisschen. Und die 26 Gänge machen mich auch nicht weiter neugierig. Lass’ Dir also ruhig Zeit! Gar kein Problem! Wirklich.

    • Antworten Seelenschmeichelei 9. Mai 2017 at 12:19

      Also eigentlich wollt ich ja grad den nächsten Post veröffentlichen… aber wenn ich mir Zeit lassen soll… dann wart ich halt noch n bissken. Gar kein Thema. Die Wünsche meiner Leser sind mir ja quasi Befehl.

  • Antworten Cordula Girault 1. April 2018 at 21:06

    Hallo Conny, vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht und die stimmungsvollen Bilder!
    Seit heute um Mitternacht sind die Reservierungen wieder für den Herbst offen und ich habe tatsächlich einen Tisch für den 22. November (!) ergattern können. Freue mich SEHR! Aber sag mal, wo habt Ihr denn übernachtet? Hast Du eine gute Adresse?
    Liebe Grüsse

    • Antworten Seelenschmeichelei 2. April 2018 at 16:54

      Hallo Cordula,

      wow, wie toll, das wird großartig! Wir hätten am liebsten direkt in Fäviken übernachtet, haben da aber nix mehr bekommen. Wir haben dann in der Nähe von Are in einem niedlichen, aber auch etwas skurrilen kleinen Hotel geschlafen: Åre Fjällsätra, bekommst du z. B. über Booking. Wichtig zu wissen: Das Taxi von dort nach Fäviken kostet nochmal gute 80 Euro… Aber günstig ist so ein Ausflug ins Nirgendwo ja eh nicht. :o

      Liebe Grüße
      Conny

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