“Jaaa, schon ganz okeee…” Das ist der Lieblingskommentar meiner inneren Stimme. Immer verbunden mit einem pieksenden “Aber da geht doch noch was!” Egal, ob es der Blick auf die neuesten Blogfotos, der Blick aufs frisch und mit Liebe gekochte Abendessen, der Blick auf die gelaufenen Runtastic-Kilometer, der Blick aufs eigene Engagement oder der Blick in den Spiegel ist.
Eine wohldosierte Portion Unzufriedenheit ist mein ständiger Begleiter. Und damit bin ich nicht allein. Egal, welches Magazin ich aufschlage, in welche Sendung ich reinzappe, welche Websites ich ansurfe – wohlmeinende Optimierungshilfe allerorten. Wenn du dich nur richtig anstrengst, kannst du alles optimieren. Deine Wohnung. Deinen Hintern. Deinen Bauch. Deinen Pflaumenkuchen. Deine Kinder. Dein Auftreten. Deine Brüste. Dein Selbstbewusstsein. Deine Flirtkünste. Deine Cellulite sowieso. Mit Geduld. Mit Training. Oder gleich mit Waffen Skalpell-Gewalt.
Neulich las ich sogar von einem Unternehmen, das dabei hilft, die eigene Unterschrift zu optimieren. Und da bekam sogar meine innere Stimme Schluckauf. Jetzt ist auch schon die eigene Unterschrift nicht mehr gut genug? Entschuldigung, geht´s noch?
Ich meine, nichts gegen Lifelong Learning – aber warum versuchen wir eigentlich ständig, eine bessere, klügere, hübschere, schlankere Version unserer Selbst zu werden? Warum muss jeder Tag eine verbesserte Version seines Vorgängers sein? Warum richten wir unsere Energie immer auf das, was sein könnte? Und nie auf das, was ist?
Wir legen unsere Perfektionslatten so hoch, dass wir erhobenen Hauptes darunter durch laufen können. Auf High Heels. Gut ist uns nie gut genug. Und noch nicht einmal “besser” ist das, was wir wollen. Wir sind mit nichts weniger als dem Optimum zufrieden. Dem Superlativ. Der Nummer 1. Dem, was nicht mehr zu toppen ist.
Ich finde, wir täten gut daran, ein bisschen netter zu uns selbst zu sein. Weil wir uns nämlich durchaus anstrengen. Es kommt doch eigentlich gar nicht darauf an, immer und überall die Beste zu sein. Sondern einfach nur das Beste zu geben, das wir gerade zu geben haben. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Und wenn dann die Oberarme nicht perfekt straff, das Parfait nicht perfekt perfekt, die Wohnung nicht perfekt gestylt und die Karriere nicht perfekt geradlinig, dann ist das kein Drama. Sondern schlicht und ergreifend das wahre Leben.
Vielleicht nicht perfekt, aber ziemlich großartig sind auch diese selbst gemachten Schokoküsse (herrje, ich ertappe mich die ganze Zeit dabei, von Negerküssen und Mohrenköpfen zu tippen, aber das wäre natürlich in höchstem Maße politisch inkorrekt.)
Die sind eine ganz und gar großartige Verwertung für übrig gebliebenes Eiweiß (wenn man einmal Vanilleeis und Sauce Béarnaise für sechs Personen gemacht hat, bleibt eine Menge Eiklar übrig). Und wirklich nicht schwer zu machen. Nur ein klitzekleines bisschen Muße sollte man mitbringen. Und ein Zuckertermometer. Naja, ein Fleischtermometer tuts auch.
Homemade Schokoküsse
200g Eiweiß
300g Zucker
2 Blatt Gelatine plus etwas Wasser zum Einweichen
60ml Wasser
Runde Waffeln oder Waffelbecher
300g dunkle Lieblingsschokolade oder Kuvertüre
Als Erstes weicht ihr die Gelatine in etwas Wasser ein.
Dann macht ihr den Zuckersirup: Dafür Zucker und Wasser in einem Topf kochen, bis die Masse 120° erreicht hat.
Während dessen das schlagt ihr das Eiweiß schon mal etwas auf – in der Küchenmaschine oder mit dem Handmixer. Am besten geht das, wenn das Eiweiß Raumtemperatur hat.
Sobald der Zuckersirup heiß genug ist, gießt ihr ihn in einem dünnen Strahl zum Eiweiß. Dabei immer auf hoher Stufe weiter schlagen. Und zwar so lange, bis die Masse fest und fluffig und glänzend ist.
Gebt die Gelatine in einen kleinen Topf und erwärmt sie bei milder Hitze, bis sie ganz geschmolzen ist. Jetzt zwei, drei Esslöffel Baisermasse zur warmen Gelatine geben und gut verrühren. Dann die Gelatine-Baiser-Mischung zum restlichen Baiser geben und gut vermengen.
Jetzt darf das Ganze für ein gutes halbes Stündchen in den Kühlschrank und fest werden.
Zeit, die Schokolade zu schmelzen, die Waffeln und/oder Waffelbecher auszulegen und einen Spritzbeutel (die Tülle ist egal, nur einigermaßen groß sollte sie sein) vorzubereiten. Da kommt nun die Baisermasse hinein. In die Waffelbecher spritzen oder kreisförmig auf den Waffeln auftürmen.
Zu guter Letzt überzieht ihr die Schaumküsse mit der geschmolzenen und abgekühlten Schokolade. Im Kühlschrank fest werden lassen.
Habt den allerschönsten Tag – ganz ohne Optimierungswahn, dafür mit dem einen oder anderen Schokoküsschen.
Conny
16 Kommentare
Jetzt habe ich tierische Lust auf Schokoküsse :) sooooo lecker!
Daumen hoch!
Gute Gedanken zum Perfektionismuswahn.
Liebe Grüße
Christiane
Ich stimme deinen Worten zu 100 % zu! Wenn man mal etwas genauer auf diese "innere Stimme" hört, dann ist man sich manchmal wirklich der schlimmste Feind… Total unlogisch und überflüssig!
Die Schokoküsse sehen echt wie ein luftiger Traum aus!
Liebe Grüße!
Franzi
Absolut klasse!!! (Das Rezept und die wahren Worte!!)
Danke dafür! ;-)
Steffi
Liebe Conny,
ich pflichte dir in jedem Wort bei, nur der Blick auf deine tollen Fotos hat mich das gleich wieder vergessen lassen ^^
Ganz liebe Grüße,
Johanna
Liebe Conny,
Wahre Worte …
Deine Schokoküsse sind ein Traum und die Bilder machen richtig Lust drauf :-)
Herzliche Grüsse,
Sabine
das wort perfekt gehört sowieso verboten (auch wenn es mir hin und wieder doch über die lippen kommt) sehr schöner post liebe conny! und die schoko-küsse sehen einfach grandios aus <3
alles liebe
laura & nora
Ich finde das streben nach Perfektion lächerlich aber ich glaube es ist immer gut sich zu verbessern in Dingen. Optimierung ist an sich nichts schlechtes, finde ich. Aber ich finde auch, dass die Medien das meistens etwas zu gut meinen. Deine Schokoküsse (!! ich sage dann doch auch immer das N-Wort :/) sehen aber ziemlich gut aus und ich denke sie schmecken perfekt :)
Danke für deine Worte, die man sich immer mal wieder zu Gemüte führen sollte!
Dir ein schönes-und-nicht-perfektes Wochenende!
Liebe Grüße,
Charlotte
Ja der liebe Perfektionismus!!! [meiner nervt mich auch oft]. Warum das so ist? Liegt wohl in der Natur des Menschen. Immer schneller , besser, größer. Wohin führt das aber? Entschleunigung wäre oft angebrachter.
Liebst Andrea
Liebe Conny, das war der "perfekte" Post zum Sonntag ;o)) Danke dafür und auch für die Erkenntnis, dass ich offenbar nicht allein bin, mit der politisch fragwürdigen Bezeichnung für Schokoküsse, die mir immer als erstes auf die Zunge kugelt. Hab ein schönes restliches Wochenende! Astrid
Wahre Worte in denen ich mich total wiederfinde… Meine Post, meine Kuchen, meine Bilder sind auch nie gut genug… Man sollte viel eher zufrieden damit sein und noch wichtiger, sich nicht immer mit anderen vergleichen… Man ist wie man ist, und das sollte doch gut so sein ;) Deine schokoküsse sehen auf jeden fall perfekt aus und sie haben sicher auch perfekt geschmeckt ;)
alles liebe, rebecca
icing-sugar.net
Perfekt. Live your life. Carpe diem.
Lieben Gruß.
:-)
Genauso ist es. Und trotzdem oder deswegen sind das ganz großartige Schokoküsse, die ich nur zu gerne probieren würde…
Liebe Conny,
Ich habe Deine Schokoküsse probiert und bin sehr begeistert :-)
Meine Nachbarskinder waren auch hin und weg.
Herzliche Grüsse,
Sabine
Das Rezept ist klasse. Die Bilder sehen spitze aus. Die Beschreibungen sind ansprechend. Das Thema passt. Der Kommentar/ Hinweis zum veralteten und vor Alltagsrassismus strotzenden “Synonym” überflüssig. Dazu, es wäre nicht nur im höchsten Maße politisch inkorrekt, sondern schlicht und ergreifend beleidigend und falsch.