Von Südwesten nach Nordosten erstreckt sich die aktive Vulkanzone in Island. Unser nächster Stopp ist das Hochtempe-raturgebiet Hverarönd am Fuße des Vulkans Námafjall. Nirgendwo pupst die Erde malerischer. Nirgendwo kann man besser Schlammblubberblasen beim Blubbern zusehen. Fumarolen (=Dampfaustrittsstellen) konkurrieren mit Solfataren (= nach Schwefeldampf stinkende Dampfaustrittstellen) um die dekorativste grau-gelbe Färbung.
Am liebsten würd ich mir ein Stück Erdboden als Fotountergrund mit nach Hause nehmen. Der Mann findet den durchdringenden Pups-Geruch dann aber doch zu aufdringlich.
Also fahren wir rüber zum Vulkan Krafla und zum Viti Krater. Dampfsäulen steigen in den Himmel, sie gehören zum geothermalen Krafla Kraftwerk.
Schon seit 1977 wird hier die Geothermie zur Energie-Erzeugung genutzt. Während der letzten Ausbruchsserie der Krafla, der so genannten Krafla-Feuer kamen die Lavaströme dem Kraftwerksgebäude bis auf wenige Kilometer nahe. Die Nachwirkungen dieser Krafla-Feuer kann man übrigens immer noch spüren. Ein Wanderweg führt durch das Gebiet des Leirhnjúkur, einer aktiven Vulkanspalte, die zum System der Krafla gehört. Noch immer ist die Erde hier warm, noch immer steigt heißer Wasserdampf aus dem Vulkanystem auf. Deshalb bleibt man auch besser auf den markierten Wegen, die auf den Berg und durch die umgebenden Lavafelder führen.
Gute zwei Stunden wandern wir im goldenen Licht der Oktobersonne durch das Lavafeld. Das ist ja überhaupt das Schöne an einer Reise im Oktober. Die Sonne steht den ganzen Tag über so tief, dass sie ein unfassbar schönes, warmes Licht auf die Landschaft malt. Wenn sie denn scheint, die Sonne.
Überall zischt und brodelt und dampft es. Und auf einmal sind wir völlig allein in dieser unwirklichen Landschaft. Wo sind all die Menschen hin, die eben noch hinter uns waren?
Es ist fast 18 Uhr als wir uns endlich losreißen und zum Parkplatz zurück gehen. Zu spät für einen Besuch der Mývatn Nature Baths, das sparen wir uns dann fürs nächste Mal auf. Aber genau richtig für einen Sonnenuntergang am Mývatn.
Wir stoppen beim Parkplatz Höfði. Durch ein Tor führt ein verwunschen wirkender Pfad durch ein Birkenwäldchen auf eine kleine Halbinsel. Wir stiefeln über eine Lichtung, ein paar Treppen hoch – und es eröffnet sich ein einmalig schöner Panoramblick auf den Mückensee. Der im Oktober dankenswerter Weise komplett mückenfrei ist.
Jetzt merkt man, dass die Tage im Oktober doch schon empfindlich kürzer sind als die endlos hellen Sommertage. Ich will unbedingt nochmal zur Grjótagjá, dieser zauberhaften kleinen Felshöhle mit dem ehemaligen Badesee, in der Jon Snow damals in Staffel 4 von Ygritte verführt wurde (<- ihr guckt alle Game of Thrones, gell?). Als wir dort ankommen, erhellt nur noch ein letzter Rest Dämmerlicht den Eingang zur Grotte. Dafür ist es auch hier herrlich menschenleer.
Für den Godafoss, den Wasserfall der Götter ist es dann aber ernsthaft zu spät – er liegt bereits in kompletter Dunkelheit, als wir an ihm vorbei fahren. Noch haben wir ein gutes Stück Fahrt vor uns, übernachtet wird wieder in Akureyri, dieser zauberhaften Stadt im Norden, in der sogar die roten Ampeln ein Herz haben. Das Icelandair Hotel Akureyri ist auch beim zweiten Mal eine gute Wahl. Genauso wie die Hamborgarafabrikkan, wo wir mitten in die letzten Minuten des WM Qualifikationsspiels zwischen Island und Kosovo platzen und live mitbekommen, wie stolz die Isländer auf ihre Nationalmannschaft sind. Beim Abpfiff kennt der Jubel keine Grenzen mehr und es wird gefeiert, als wäre die WM schon gewonnen. Na dann: Huh!
Sjáumst.
Conny
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