Als wir Richtung Reykjavik fahren, wird mir bewusst, dass unsere Zeit in Island auch schon bald wieder vorbei ist. Das Wetter passt zur Stimmung, es ist grau und nieselig und neblig. Wir hören Sigur Rós und Edvard Grieg und Jean Sibelius und Björk bunt gemischt und ich finde es einfach nur schön, still und melancholisch sein zu dürfen.
Fast drei Tage hab ich für Reykjavik eingeplant, aber ganz ehrlich: So viel braucht man nicht. Beim nächsten Mal würd ich die wilde Natur Reykjavik vorziehen. Nicht, weil Reykjavik doof ist – sondern nur, weil die Natur einfach noch viel, viel, viel schöner und einzigartiger ist. Auch wenn ich die Stadt mit ihren bunten Häusern, dem malerischen Hafen, den gemütlichen Cafés, zauberhaften kleinen Interior Shops und Architektur-Highlights wie der Konzerthalle Harpa und der Hallgrímskirkja sehr gern mochte.
Die Haupteinkaufsstraße heißt so, wie der beliebteste Wanderweg Islands: Laugarvegur. Und so erkennt man die Touristen dann auch daran, dass sie in Reykjaviks Innenstadt mit derselben Funktionsklamotte unterwegs sind, wie auf dem Trekking Trail. Ich für meinen Teil war aber doch froh, Wanderstiefel und Funktionsjacke mal wieder gegen was Ordentliches tauschen zu können. Die Isländerinnen haben übrigens einen ziemlich großartigen Stil. Sehr eigen, sehr nordisch, sehr tolles Gespür für Mode – am liebsten hätt ich die Boutiquen am Laugavegur und seinen Seitenstraßen leer gekauft. Aber die Preise… joa… lassen wir das.
Apropos teuer. Was du in Reykjavik auch ziemlich gut machen kannst: Essen gehen. Sehr traditionell zum Beispiel im Laekjarbrekka.
Einen ziemlich abgefahrenen modernen Twist in die klassisch isländische Küche bringen die Jungs vom Matur og Drykkur. Das heißt übersetzt “Essen und trinken” – und beschreibt damit schon mal ziemlich gut das, was man da machen kann. Ich altes Fernsehopfer hab das Matur og Drykkur das erste Mal in einer Folge von Tim Mälzers Kitchen Impossible entdeckt. Da hat er nämlich den guten Tim Raue nach Island geschickt. Im Matur og Drykkur musste der dann unter anderem einen Kabeljaukopf auf den Tisch bringen. Kabeljaukopp? Geil. Da muss ich hin! Und es hat sich mehr als gelohnt, das Seafood Menü zu probieren.
Der Trockenfisch als Amuse war so crisp und zart, dass ich am liebsten eine Tonne davon mitgenommen hätte. Leider haben uns die Jungs dort nicht verraten, woher sie ihn genau beziehen. Es gab dann noch Forelle, auf Schafdung geräuchert. Seehasen Rogen mit einer Art Onsen Ei. Kroketten vom Kabeljau. Kaisergranat mit Trüffel. Und zum Hauptgang dann den besagten Kabeljaukopf, der so unglaublich viel leckeres Fleisch zu bieten hat, dass es wirklich Verschwendung wäre, ihm keine Beachtung zu schenken. Skyr mit isländischen Erdbeeren und Kleinur, diese unfassbar leckeren isländischen gedrehten Schmalzkuchen bilden den Abschluss eines großartigen Abends. Statt Wein haben wir uns durch die isländischen Craft Biere probiert, mein Liebling war das Einstöck Pale White, das in der Nähe von Akureyri gebraut wird.
Einen tollen Blick über die Stadt hast du vom Perlan aus. Dessen Hauptfunktion ist es, die Stadt mit warmem Wasser zu versorgen. Im Winter werden übrigens sogar die Gehsteige in Reykjavik beheizt – und damit eisfrei gehalten. Apropos Eis. Ziemlich leckeres Eis haben wir bei Valdis, einer hippen kleinen Eisbude direkt am alten Hafen gegessen.
Und auch, wenn man es kaum glauben mag: sogar ein Strandbad gibt´s in Reykjavik. Am Nautólsvík Geothermal Beach wird warmes Wasser in den Nordatlantik geleitet, so dass man hier sogar baden kann. Wenn, ja wenn man so ein dickes Fell hat wie die Isländer. Das Meerwasser kommt nämlich trotz geothermaler Erwärmung nicht über 16° hinaus.
Wenn einem das dann alles zu viel Stadt ist, dann fährt man am besten ins Elidaárdalur Valley, ein Reykjaviker Naherholungsgebiet. Da hat man dann wieder im Kleinformat all das, was Island ausmacht. Wasserfall inklusive.
Sjáumst!
Conny
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