Was macht man, wenn man bei Airberlin günstige Flüge sieht und noch Resturlaub hat? Klar, buchen! Und so haben wir im Januar das Hamburger Blitzeis einfach hinter uns gelassen und eine Woche auf der Karibikinsel Curaçao verbracht, einer der “Inseln unter dem Wind”, die außerhalb der klassischen Hurricane-Route nur 60km entfernt von der Küste Venezuelas liegt.
Bis vor ein paar Jahren gehörten die ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao noch zu den niederländischen Antillen. Mittlerweile ist Curaçao eigenständig – das holländische Erbe ist jedoch überall auf der Insel zu spüren. Von der Landessprache Papiamentu, die sich aus holländischen, spanischen und portugiesischen Elementen zusammensetzt, über die koloniale Architektur der Hauptstadt Willemstad – bis hin zum Essen. Auf Curaçao gibt´s nämlich an so ziemlich jeder Ecke Frikandel, Pommes, Kroket und Bitterballen.
Die Karibik Insel, die kein Karibik Klischee bedient
Wer von sanft wogenden Palmen, endlos langen Stränden, Steel Drum Klängen und Rum Punch träumt, dem sei gleich gesagt: Das alles wirst du auf Curaçao nicht finden.
Curaçao ist kein Karibik-Klischee, Curaçao ist eine Insel der Kontraste – und an vielen Stellen reichlich wenig idyllisch. Wobei gerade das den Reiz der Insel ausmacht. In Willemstad stehen die niedlichen, quietschbunten Kolonialhäuser der Handelskade nur wenige Hundert Meter neben der abgewrackten, überdimensionierten, übelriechenden Ölraffinerie. Kreuzfahrtriesen liegen in der Sint Anna Bay neben kleinen Fischerbooten. Den wenigen Restaurants mit kreolischer Küche stehen massenweise Fast Food Ketten von KFC bis Burger King gegenüber.
Auf einem so genannten “Floating Market“, der eigentlich gar nicht floatet, verkaufen Händler aus Venezuela Obst und Gemüse. Und obwohl man denken sollte, dass die Bananen, die Ananas, Mangos, Papayas und Tomaten dort von exzellenter Qualität sein sollten, so war doch nichts, was wir auf dem Floating Market gekauft haben, wirklich gut. Auf Curaçao selbst wächst übrigens nichts – von der Tomate übers Getreide bis zur Milch wird alles importiert.
Großartig ist Curaçao für Taucher. So intakte und vielfältige Korallenlandschaften hab ich lange nicht gesehen. Mehr zu den Highlights unter Wasser folgt im zweiten Teil des Curaçao Travel Guides.
Obwohl ich erst vorhatte, die Hängematte in unserem Beach House in Willemstad eine Woche lang nicht zu verlassen, kann ich doch jetzt mit Sicherheit sagen: Ein Mietwagen ist ein Muss auf Curaçao.
Die lohnenswerten Strände liegen alle mindestens 35 Minuten Fahrt von Willemstad entfernt. Und die öffentlichen Busse verkehren erstens nicht nach Fahrplan – und fahren zweitens Strände und Nationalparks gar nicht erst an.
Allen, die direkt in Willemstad wohnen möchten, kann ich PM78 Apartments nur wärmstens empfehlen. Unser Beach House war riesig, super schick, mit tollem Blick und direkt am Meer gelegen. Knaller. Die Gastgeber Cindy & David waren ebenfalls großartig: immer freundlich, immer ansprechbar, immer hilfreich.
Auch empfehlen kann ich übrigens, die Regenzeit vor der Urlaubsbuchung zu checken. Irgendwie hatten wir gar nicht auf dem Zettel, dass Dezember und Januar Regenzeit herrscht. Dass es diesen Januar so stark geschüttet hat, wie laut David seit 20 Jahren nicht mehr, das hat ja nun aber wirklich keiner ahnen können. Und so war Curaçao auch ein bisschen Abenteuerurlaub. Überflutete Straßen und überflutetes Apartment inklusive.
Tipps für deinen Urlaub auf Curaçao
Willemstad
Die komplette Altstadt mit den Stadtteilen Punda, Otrobanda und Pietermaai ist UNESCO Welterbe. Und das völlig zurecht. Die niedlichen Häuser leuchten in den unterschiedlichsten Farben. Es lohnt sich total, einfach kreuz und quer durch die Gassen zu laufen.
Berühmt ist auch Willemstads Queen Emma Bridge, eine Schwimmbrücke, die die Stadtteile Punda und Otrobanda verbindet. Sie wird zur Seite geschwenkt, wenn ein Kreuzfahrtschiff oder ein Öltanker in den natürlichen Hafen der Sint Anna Bay einlaufen.
Pietermaai
Der up-and-coming District von Willemstad. Teilweise sind die alten Häuser schon wunderschön und aufwändig restauriert, teilweise hat Pietermaai noch seinen alten, verfallenen Charme. Tolle Vielfalt an Bars und Restaurants.
Flamingos
Eine Kolonie dieser lustigen pinkfarbenen Tiere mit dem irren Gang lebt in der Jan Kok Saline in der Nähe von Willibordus aka Williwood. Kein Witz, die haben da sogar hollywood-eske Williwood-Buchstaben am Ortseingang. Aber zurück zu den Flamingos. Die sind ja so lustig! Beim nächsten Mal bring ich dann auch ein Teleobjektiv mit. Word.
Was man sich sparen kann
Den Boka Shete National Park. 10 US Dollar Eintritt, um dann Wellen zu sehen, die an eine Felsküste schlagen? Muss nicht sein.
Die Blue Curacao Factory. Das Ganze ist eine ziemliche Touristenveranstaltung. Ich wollte eigentlich aus Sentimentalität eine Flasche Blue Curacao mitnehmen – fand 25 US Dollar für eine 0,375l Flasche dann aber doch zu ambitioniert. Den Orangenlikör Blue Curacao gibt´s auf Curacao übrigens auch in rot und grün.
Strände
Kilometerlange karibische Klischee-Strände? Die findest du auf Curaçao nicht. Hier gibt es eher kleine Buchten, die mal mehr, mal weniger feinsandig sind. Sie sind teilweise mit Strandbar, Liegen, Tauchschule, Duschen & Toiletten ausgestattet, dann kosten sie ein paar Dollar Eintritt. Vielleicht bin ich malediven-versaut – aber mir waren die Strände auf Curaçao durchweg zu voll. Eng an eng stehen die Liegen (so es denn welche gibt). An den felsig-kieselstein-durchsetzten Naturstränden kam bei mir auch nicht wirklich Paradies-Feeling auf.
Playa Cas Abao
Mein Favorit auf Curacao – auch, wenn wir durch knöcheltiefes Schlammwasser waten mussten, um ihn zu erreichen. Die Playa Cas Abao ist palmengesäumt, feinsandig und weitläufig, so dass sich die Sonnenanbeter etwas besser verlaufen (<- eigentlich eher “verliegen”) als an den anderen Stränden. An einer Strandbar gibt´s Smoothies, Sandwiches und Bier, die Tauchschule verleiht auch Schnorchel Equipment und das Wasser ist so türkis, wie das in der Karibik sein soll. Einziger Nachteil: keine Auflagen für die Plastik-Liegen – gemütliches chillen geht anders.
Playa Porto Mari
Ebenfalls genau so, wie man sich einen Karibik Strand vorstellt. Da fanden aber nicht nur wir, sondern auch drölfzigtausend anderer Touristen. Ergo: Die (viel gemütlicheren!) Liegen stehen dicht an dicht. Das muss man mögen. Gemütliches Open Air Restaurant, Tauchbasis – und einer der besten Divespots der Insel direkt vor der Nase.
Playa Grandi
Für Taucher und Schnorchler super, weil es hier Schildkröten zu sehen gibt. Ansonsten wenig idyllisch und ziemlich steinig. Wer früh morgens kommt, kann den Fischern dabei zusehen, wie sie ihren Fang verkaufen.
Tugboat Beach
Einen romanischen Strandtag würd ich hier eher nicht verbringen wollen. Für Taucher und Schnorchler ist Tugboat Beach aber toll. Das kleine Wrack dort liegt nur wenige Meter vom Strand entfernt und so flach, dass auch Schnorchler Freude daran haben, es zu erkunden. Die Tauchbasis am abgelegenen Strand musste schon vor Jahren wegen fehlender Kunden schließen.
Wohin zum Lunch?
Plaza Bieu | Willemstad
In der alten Markthalle wird mittags authentisch kreolisch gekocht. Das bedeutet neben dem ein oder anderen Fisch vor allem: Deftige Eintöpfe – ob mit Huhn, Rind, Ziege oder Schweineschwanz. Dazu gibt´s Reis. Oder Funchi, eine Art feste Polenta. Berühmt-berüchtigt ist die Kaktussuppe Kadushi wegen ihrer schleimigen Konsistenz. Mir war mein Eintopf mit gekochter grüner Papaya von der Konsistenz einer Schmorgurke ohne Schale und dem gepökelten Schweineschwanz allerdings genug der kulinarischen Herausforderung.
Karakter | Coral Estate
Ein hübsch gelegenes Open Air Restaurant mit toller Aussicht und angeschlossenem “Strand”. Der ist zwar schmal und felsig, hat aber den Vorteil, dass er kostenlos ist und du jederzeit kühle Drinks und Snacks bei den netten Jungs und Mädels von Karakter ordern kannst. Wenn man Glück hat, steht Lionfish auf der Karte.
Die Beachbar an der Playa Porto Mari ist trubelig, gemütlich und bietet von indonesisch inspirierten Gerichten über die holländischen Klassiker bis zu Sandwiches und Burgern eine große Auswahl. Unser Burger war durchaus ordentlich.
Snecks
Was bei uns Foodtrucks sind, heißt auf Curaçao “Sneck”: Mobile oder stationäre Imbisswägen, die – oft – Frittiertes anbieten. Öffnungszeiten sind Glückssache.
Restaurant Tipps für Willemstad
Eins vorweg: Im Pietermaai District kann man richtig gut essen gehen. Das hat dann aber auch seinen Preis. Für ein Abendessen für zwei mit Vorspeisen, Hauptgerichten, Wasser und eine Flasche Wein kann man easy 100 Euro und mehr zahlen. Die fiesen Touristenfallen am Hafen erkennt man unter anderem auch daran, dass sie eine gepfefferte Service Charge nehmen. In den Läden, die wir in Pietermaai besucht haben, gab es die nicht. 10-15% Tip sind bei gutem Service gern gesehen.
Blessing
Originelles Restaurant mit wunderbarem Service, ambitionierter Küche und guten Weinen in einem ehemaligen Kloster. Der Lachs mit Blumenkohl und Vanille war herrlich und eine bessere Tarte Tatin hab ich noch nie gegessen. Einer unserer Favoriten in Willemstad. Unbedingt das Tasting Menu probieren!
Kome
Kome ist das Papiamentu Wort für “Essen” – und das kann man im Kome so gut, dass wir das gleich zweimal gemacht haben. Hipper Laden, den man eher in New York vermuten würde. Bar mit sehr guten Drinks. Karibisch-Südstaaten-angehauchte Küche mit viel Comfort Food vom mit Käse überbackenen Crap Dip (zum Reinlegen!) über die Tasso Ham & Shrimp Pasta bis zum homemade smoked Brisket mit Rotweinjus, Maisbrot und Maisgemüse. Sensationell lecker!
Ginger
Unkomplizierter asiatischer Crossover-Laden, rustikal, gemütlich und wunderschön im Hof eines Kolonialhauses in Pietermaai gelegen. Den Catch of the day hätte man sich sparen können, der Snapper wirkte eher wie der Catch of the day before yesterday. Das Curry mit Gambas hingegen war ein Knaller. Würzig, cremig, die Gambas perfekt gegart. Die Cocktails waren so la la, der Service völlig okay.
Bij Blauw
Ambitioniertes Restaurant mit schönem Ambiente, direkt am Strand gelegen. Der Start unseres Dinners war vielversprechend, die Vorspeisen fabelhaft, die Weinauswahl für karibische Verhältnisse super. Die Hauptgerichte waren geschmacklich prima, die Portionsgröße aber so gering bemessen, dass wir durchaus noch Desserthunger hatten. Und da kam dann der große Durchhänger. Nachdem man uns geschlagene 45 Minuten komplett ignorierte, war uns die Lust auf Nachtisch gründlich vergangen – und wir verließen das Bij Blauw nicht nur mit einer hohen Rechnung, sondern auch ziemlich gemischten Gefühlen.
Mundo Bizarro
Sehr origineller Laden im kubanischen Stil, mehr Bar als Restaurant. Die Drinks waren eher klassisch – aber ordentlich gemixt. Unser Essen (Salat mit Tuna Tataki und eine einfache Pasta) war überraschend lecker. Simpel – aber gut! Dazu: netter Service.
Viel Licht und ein bisschen Schatten – das ist mein Curaçao Fazit über Wasser. Unter Wasser war es hingegen Liebe auf den ersten Blick. Davon dann nächste Woche mehr!
Habt es schön!
Conny
7 Kommentare
Was du in einer Woche so an Essen unterbringst. Ich mag dich <3
Das war doch nur 3 x Lunch und 6 x Dinner! Also quasi ne Diät-Woche. :kicher:
Liebe Conny,
da kriege ich doch gerade wieder Lust mal wieder nach Curacao zu fliegen … Was du so in 7 Tagen schaffst ;-)
Toller Reisebericht und superschöne Bilder.
Liebe Grüße
Christian
Vielen Dank!
Und?
Haste schon gebucht?
Liebe Grüße
Conny
Deine Fotos sehen so unglaublich toll aus! Diese ganzen kleinen bunten Häuschen sind ja einfach nur traumhaft schön ♥
In zwei Wochen geht es für mich auch endlich in die Karibik und natürlich auch nach Curacao. Jetzt bin ich noch gespannter auf die Insel :)
Viel Spaß mit den bunten Häuschen!!!
Liebe Conny,
diese Farben!!! Ich will jetzt SOFORT meine Koffer packen und in die Karibik fliegen. Deine Fotos machen unheimlich Lust auf Sonne und Sand zwischen den Füßen.
Bis ganz bald. Mit Dir auch immer gerne im grauen Hamburg ;-)
Kathrin